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Circuito Condór

In Talca finden wir recht schnell mit dem Hostal del Rio eine ruhige hübsche Unterkunft nahe des Zentrums. Bei einem leckeren Chinesischen Abendessen bekommen wir viele nützliche Einblicke in die Gegend, durch die der Circuito Condór läuft. Wir werden die Wanderung mit 7 Nächten auf eigene Faust machen.


Ein Einkauf am Vormittag im nahen Supermarkt, mit dem Collectivo zum Busterminal, dort zunächst die Busfahrt nach Santiago am 24. Dez buchen, dann in den Bus nach Vilches steigen. Nach gut 2 Stunden sind wir in Vilches Alto am Parkeingang des PN Altos de Lircay. Die Registrierung und Diskussionen mit den Rangern wegen der Sperrung eines Campingplatzes dauern lang, aber um 15:15 Uhr kann es endlich losgehen. Wir wandern zügig und erreichen nach 2 Stunden das gesperrte Camp. Auf dem Weg durch den Wald sehen wir den Carpintero Grande, einen großen schwarzen Specht mit rotem Kopf. Wenig später zeigt sich eine sehr hübsch gefärbte Eidechse auf dem Waldboden. Nach 3 Stunden sind wir am Mirador del Valle Venado. Hier machen wir die wohlverdiente Pause mit Picnic und Unterhaltung mit den einzigen Wanderern, die wir nach dem Eingang treffen.


Die Aussicht von hier ist toll. Der Vulkan Descabezado Grande ist mächtig mit seinem breiten Kraterrand. Die benachbarten Berge haben schöne rote Farbe mit in ihren Felsen. Das Tal mit dem Rio Claro und der Blick auf einen hohen Wasserfall eines Bachs runden das Bild ab. Die Wolken geben den Descabezado Grande nach einiger Zeit völlig frei. Ein passender Start. Wir wandern nun hinunter ins Tal und sehen zwei Schlangen und einige Taranteln. Auf unserem recht staubigen Zeltplatz sehen wir zwar einige kleine Löcher, aber keine Spinnen mehr. Und wenig später gibt es einen schönen Sonnenuntergang.


Zum Frühstück wandern wir zum und durch den Rio Claro. Später kommen wir am Camp Valle Venado vorbei, wo sich ein Fuchs nicht groß stören lässt, wechseln an der Laguna Blanquillo an den Rio Blanquillo und steigen etwas an, allerdings mit dem Auf und Ab an den Hängen der Moränen hier. Eine Eidechse mit neongrünem Rücken huscht unter einen Stein. Als wir auf eine weite Wiese kommen, wird uns die Vielfalt dieser Landschaft klar. Das Vulkanische prägt sie, aber das Wasser schafft diese grünen und durch die artenreichen Blumen, auch bunten Kontraste.


Über diese Wiese zu kommen, ist gar nicht so leicht. Die Kühe beobachten das ebenso wie ein paar Gänse. Dann sind wir am Base Camp des Descabezado Grande. Wir beziehen die Hütte und freuen uns über das Abendlicht beim Abendessen.


Heute geht es meist bergauf, von 1800m auf 2400m. Die Landschaft ist fantastisch fremd. Der helle Bimsstein und sein Sand oder Geröll begleiten uns meist auf dem Weg, viele andere Formen und Farben, wenn wir uns umsehen, auch immer wieder Grün, wo Wasser herunter kommt. Da wir bisher gut vorangekommen sind, beschließen wir, den beschriebenen Circuito Condór zu gehen, also keine Abkürzung in Richtung Valle del Indio, sondern zunächst im Bogen in das Tal des Estero Volcán.


Der Weg ist nicht immer leicht zu finden, aber mit ein wenig Wandergefühl und der mittlerweile gemachten Erfahrungen bleiben wir schnell wieder richtig. Am Estero Volcán macht sich eine Kuh mit ihrem Kalb vor uns auf, manchmal zurückblickend. Wir folgen manchmal ihrer Spur weiter oben um die sumpfig nassen Zuflusspassagen herum, dann aber auch wieder dem Wanderweg, wo dieser gut erkennbar wird. Das Besondere an diesem und den kommenden Tagen ist, dass wir nicht präzise planen, wo wir zelten. Heute gefällt uns ein Platz sehr gut, der nahe eines hübschen Wasserfalls liegt. Sehr schön! So haben wir uns das vorgestellt. In dieser Atmosphäre kochen und essen wir. Ist dort eine Fährte von einem Fuchs oder Puma im Sand?


An diesem schönen Wasserfall frühstücken wir auch. Heute wissen wir auch nur ungefähr, wo wir zelten wollen. Los geht's am Estero Volcán entlang, zunächst oberhalb. Dann kommt die bislang schwierigste Flussquerung. Der Bach ist hier sprudelig und schnell, kein Weg für trockene Füße in der Nähe auszumachen. Also Wasserschuhe an und durch, schön langsam und vorsichtig.


Auf der anderen Bachseite steigt der Weg wieder an, und bleibt oberhalb, bis wir den schwefligen Geruch immer stärker wahrnehmen. Die dampfenden Löcher am anderen Hang sehen wir schon eine Weile, nun kommen bunte Bereiche einer vulkanisch aktiven Landschaft in Sicht. Wir steigen zum Bach hinab und schauen uns das alles aus der Nähe an. Was im Yellowstone NP nur von Bordwalks zu betrachten ist, ist hier frei zugänglich. Wir sind natürlich trotzdem vorsichtig, genießen die Freiheit dieser Nähe aber auch. Zu schwierig und aufwändig ist es uns, aus den brodelnd kochenden Wasserquellen und dem 6-10 °C kalten Bach ein Thermalbad zu machen. Es geht nicht, zu wenig heißes Wasser in Bachnähe. Wir finden es an diesem bedeckten Tag auf dem warmen Stein ausreichend gemütlich für eine angenehme Pause.


Anschließend geht es am Hang entlang. Ein paar Stellen sind heikel, weil dort der Geröllhang unter den Schritten nachgibt. Aber alles geht gut, und nach Wolkenbildung unter uns, die zeitweise die Sicht nimmt und die das Tal des Estero Volcán hochzieht, klärt es wieder auf. Das Tal hinter der Laguna Mondaca, die nun auch Farbe bekommt, ebenso wie das Tal Richtung Westen sehen toll aus. Wasserfälle im einen und eine schmale Schlucht weiter unten im anderen fesseln uns bei den Pausen mit Ausblick. Der Wind ist aber noch stark. Einem Kondor macht das wenig aus, obwohl er nicht besonders hoch fliegt.


In einem Taleinschnitt folgt der Weg auf gleicher Höhe der Form. Der Bach sieht hübsch aus. Hier zelten wir, recht gut windgeschützt.


In dieser Nacht gab es Frost. Wir stehen früh auf und trocknen das Oberzelt. Heute wollen wir mindestens bis ins Valle del Indio. Dafür geht es nach dem Frühstück schon bald wieder bergauf. Wieder ist es sandig oder geröllig. Oben auf dem Pass ist der Ausblick in beide Richtungen fantastisch. Heute stören kaum Wolken die Sicht. Das Tal, aus dem wir kommen, und die Täler auf der anderen Seite.


Wir sind fit und gut in der Zeit. Der Cerro de Las Animas ist den kleinen Abstecher wert. Ohne die schweren Rucksäcke sind die 150 Hm nicht so anstrengend und die Aussicht durch den vollen Rundblick nochmal deutlich besser. Wir sehen von hier auch die Laguna de Las Animas, an der wir später noch vorbeikommen werden.


Die Laguna lädt uns natürlich zu einer Picnic-Pause ein. Ein Bad nehmen wir wegen zu wenig Sonne nicht, und diesem Ort fehlt eine schöne Aussicht. Der Weg steigt nun wieder ein wenig an. Nun öffnet sich der Blick ins Valle del Indio, in das wir auf geröllig steilem Weg hinabsteigen. Es ist der obere grüne Teil des Rio Claro Tals. Wir treffen auf diesem ebenen Weg Wanderer, die den Aufstieg zur Laguna de Las Animas vor sich haben, heute erst am Eingang des Parque Ingles gestartet.


Nach dem kurzen Abstieg sehen wir den Felsberg Colmillo del Diablo, der El Bolsón und seinen Campground zu einem attraktiven Ort macht. Wirklich schick! Aber das Camp ist gut besucht, wir bekommen einen kleinen Zivilisationsflash und den zugehörigen Fluchtreflex. Wir gehen also quer zum Tal auf den gegenüber liegenden Bergrücken zu und finden an einem kleineren Bach eine hübsche Stelle für unser Zelt. Die unzähligen Ameisen finden das auch super, aber wir fühlen uns trotzdem wohl, nehmen ein Bad im Bach und kochen. Wir lassen sogar das Oberzelt weg; hier ist es auch wärmer.


Morgens sind die Ameisen noch nicht so aktiv, so dass unser Frühstück angenehm verläuft. Gut gestärkt gehen wir durch das trockene Flussbett des Rio Radal und gelangen in den Wald am Fuß des Berghangs, den wir nun erklimmen werden. Ein gemütlicher Gaucho zeigt uns den Weg. Nachdem der Wald endet, müssen wir hin und wieder achtsam dem Weg folgen, nun in der Sonne. Die Felsen hier oben sind auch schön gefärbt. Über 400 Höhenmeter waren es.


Auf diesem Bergrücken werden wir nun eine Weile entlang gehen. Der Greifvogel, den wir auf einem Fels sitzend beobachten, ist ein Blaubussard, dem die Chilenen einen Aguila-Namen gegeben haben. An einem Feuchtgebiet treffen wir wieder einen Gaucho mit zwei Pferden. Beim kurzen Gespräch mit diesem Urgestein verstehen wir nicht viel. Er nimmt einen sehr steilen Abstiegspfad und ist so schnell verschwunden, dass wir ihn nicht mehr auf eine verlorene Wasserflasche aufmerksam machen können. Weiter geht es mit dem Panorama im Süden und Osten auf gleicher Höhe nach Westen. Bei einer Pause beobachten wir einen weit entfernten Kondor.


Dann beginnt der Abstieg mit dem Schwenk in ein südlich verlaufendes Tal. Bei dem Geröll auf dem Weg müssen wir konzentriert auftreten. Etwas weiter unten wird es flacher, und wir kommen nah an einen Bach heran. Endlich wieder Wasser auffüllen! Und kurz später beschließen wir, auf einer Flussbettfläche zu zelten. Sehr schön, nicht viele Ameisen, kein Oberzelt nötig, weil es verlässlich trocken aussieht. Die Nacht wird erstaunlich kalt.


Heute ist Sonntag, und wir werden zur Attraktion El Enladrillado wandern. Oh ha! Nach 2 Stunden kommen wir am Camp 6 vorbei. Hier sind einige Ausflügler, eine Stunde später am El Enladrillado sind es auch ein paar, aber auf dieser großen ebenen Fläche verläuft es sich. Am schönsten Aussichtspunkt müssen wir dennoch auf unsere Zeit warten. Von hier sieht man prächtig den Descabezado Grande und das Valle Venado, durch das wir am zweiten Tag gewandert sind. Die Fläche selbst ist aber auch beeindruckend, denn mit den 5- und 6-eckigen Steinflächen sieht es hier wie gepflastert aus. Kein Wunder, dass es als Landeplatz bezeichnet wird. Hier können große UFOs landen. Nicht weit ist ein Krater zu sehen. Ein erster Landeversuch vielleicht?


Von hier gehen wir zur Laguna de Los Altos. Als wir um 5 Uhr ankommen, sind nur noch wenige hier. Eine Stunde später sind wir sogar allein an diesem schönen Bergsee. Die Felswand im Norden und Nordosten gibt im Abendlicht ein wundervolle Kulisse für unser Bad und Sonnenbad. Ein angemessener letzter Abend dieser fantastischen Wanderung!


Wir genießen die Zeit an der Laguna de Los Altos in der Sonne des ganzen Vormittags. Von hier unten ist der Weg über den Felsrücken nicht zu erkennen. Auf dem Weg verschwindet das heikle Gefühl. Er ist zwar steil, aber nicht gefährlich. Nach einer Stunde sind wir von 2050m auf 2300m aufgestiegen. Auf der anderen Seite geht es gleichermaßen steil abwärts. Wieder ist das Geröll störend, so dass wir nur langsam vorankommen. Über zwischenzeitliche Waldabschnitte freuen wir uns. Aber immer wieder sind auch steile geröllige Abschnitte zu absolvieren.


Dann stehen wir an einem Zaun über den Weg. Kein Schild, kein Gatter, nur eine Absperrung. Wir steigen hinüber und atmen auf, als die Steinmänner uns weiter den tadellosen Weg zeigen. Weitere sehr steile Passagen folgen, dann endlich ist der Wald erreicht. Wir legen Tempo zu, damit wir den Bus (auf 1200m) erreichen. Wir treffen 40 min vor der Abfahrt ein, sind gut 2 Stunden später in Talca und fahren mit dem örtlichen Bus zu unserem Hostal del Rio. Mit einem guten Peruanischen Essen klingt dieser Tag 8 unserer Wanderung angemessen aus.


Am nächsten Tag bringt uns der Bus nach Santiago, dort ein weiterer in Richtung Flughafen, wo wir an der vorletzten Station bei unserem Hotel Manquehue aussteigen. Der Gang durch den Stadtteil ist zu großen Teilen langweilig. Nur an einem kleinen Markt an der Straße schauen wir gern ein wenig und versorgen uns mit Snacks für den Flug nach Sydney. Der Heiligabend endet mit einem Abendessen im Hotel - nichts Besonderes.


Der Flug nach Sydney verläuft planmäßig. Wir bleiben fast die ganzen 14 Stunden wach, damit wir uns möglichst schnell in der 14 Stunden verschobenen Zeitzone zurechtfinden. Das klappt ganz gut.

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