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Phong Nha

Der Bus von Hue macht nach 80 min eine Pause für Essen, um 21:40 Uhr erreichen wir Phong Nha. Die Unterkunft holt uns inklusive Gepäck mit dem Motorroller ab. Das Zimmer ist in einem fest installierten Baucontainer, nicht so hübsch, aber mit einem Bier auf der Terrasse am Fluss lassen wir den Abend ausklingen.


Nach dem Frühstück nimmt Antje ein kleines Bad im Fluss. Dann fahren wir mit dem Motorroller los. Zuerst buchen wir eine 3-Tage-Wanderung ab morgen durch den Dschungel und durch die Tiger-Höhlen.


Dann geht's auf einer schmalen Straße in den Nationalpark Phong Nha - Ke Bang. In dieser hübsch bergigen Gegend stoppen wir gern ein paar Male. Die Thien Duong (Paradise Cave) erreichen wir um 13 Uhr. Ein Bus kam uns auf der Straße zu ihrem Parkplatz entgegen. Wir werden nochmals einer Gesundheitsprüfung unterzogen und starten dann mit einer kleinen vietnamesischen Familie, die nach dem Fußweg zur Höhle nicht in der Höhle auftaucht. Wir sind in der Paradise Cave allein. Und so genießen wir den 1,1km Gang hinein ausführlich. Die Größe, die Stalaktiten und Stalakmiten in all ihren Formen begeistern uns. Ein wenig Wasser ergänzt die schönen Bilder. Und hier drinnen ist es natürlich angenehm kühl. Nach gut 2 Stunden gehen wir hinaus, zurück zum Parkplatz, wieder mit einigen Schmetterlingen auf dem Weg - der Elektroshuttle kostet Geld und bietet genau das nicht.


Auf dem DHCM (Ho Chi Minh Highway) fahren wir weiter auf unserer Runde, kommen an dem Flussarm des Son entlang, der hier türkis in einem felsigen Bett fließt. Eine Bademöglichkeit entdecken wir an einem Dorf durch den freundlichen Hinweis von ein paar Mädchen, die gerade aufbrechen. Hier an den Felsen gehen wir vorsichtig ins Wasser und freuen uns über die Erfrischung. Dann tauchen Jungs auf. Sie warten, bis wir den Platz geräumt haben. Dann springen sie dort in den Son und schwimmen an ein nahegelegenes sandiges Ufer. Hier planschen viele Kinder - wunderbar ausgelassen und fröhlich.


Auf der Runde zurück nach Phong Nha (der Ort wird fast nie Son Trach genannt) geraten wir kurz in einen Pulk Schulkinder. In Phong Nha essen wir am Fluss, müssen aber das Rehfleisch leider zurück gehen lassen - schade! Mit einem Bier lassen wir den Abend in der Unterkunft ausklingen.


Nach dem Frühstück im A Little Leaf werden wir von JungleBoss pünktlich abgeholt. Das große Gepäck wird bei JungleBoss aufbewahrt, und nach einer kleinen Einweisung durch Trung, der sich auch Messi nennt, steigen wir zu siebt in den Bus. Außer unserem Guide sind vier Träger dabei mit ihren bis oben gefüllten Rückentragerollen. Wir fahren die hübsche schmale Straße in den Nationalpark hinein, weiter nach Süden als wir mit dem Motorroller gefahren sind. An einer Straßenkurve hält der Bus und es geht los.


Die großen Gepäckstücke der Träger sind deutlich schwerer als unsere großen Rucksäcke bei Mehrtagestouren, also zwischen 25 und 30kg. Alle 5 Begleiter sind fröhlich, ihre erste Tour seit Monaten. Und wir sind die einzigen Tourteilnehmer. Wir haben die Hosenbeine in die Wandersocken gesteckt und seit über 7 Wochen mal wieder die Wanderschuhe an. Alle Vorkehrungen sind nur gegen Blutegel, Englisch leeches, Vietnamesisch von vat, und ein wenig gegen dornige Pflanzen oder Poison Ivy, was hier aber sehr selten ist. Der Weg ist schmal und das Grün ragt immer wieder hinein, von den Seiten und von oben. Nach kurzer Zeit schwitzen wir am ganzen Körper. Es geht erst abwärts, dann über einen kleinen Kamm ins nächste Tal. Bei einer Pause nach gut 2 Stunden gibt es sehr leckere Banh Mi zum Lunch. Nach weiteren 90 min erreichen wir die erste Höhle Hang A, durch die wir zu unserem ersten Zeltplatz schwimmen werden.


Zwei Träger holen dafür die Schwimmwesten vom Zielort. Sie selbst benutzen große zugeknotete Plastiksäcke, auf denen sie floaten. Unsere kleinen Rucksäcke werden in solchen Säcken transportiert, auf einem Floß aus Holz und Autoreifen. Die Blutegel waren bislang nicht so aktiv, doch hier beißt einer Antje. Das Insectrepellent wird draufgesprüht, dann fällt dieses merkwürdige Tier benommen zu Boden und stirbt wohl später - wie die Egel, die es vorher auf die Wanderschuhe oder Hosen geschafft hatten. 


Das Wasser ist richtig kühl. Nach dem Schwitzen ist das nur zu Beginn angenehm, dann eher zu kühl. Doch die Betrachtung der Höhle lenkt die Sinne auf den Schein der Stirnlampen. Rundum ist es vollkommen dunkel, denn es sind über 300m Strecke zu schwimmen. Wir kommen vorbei am Übergang zur Tigerhöhle, die wir morgen besuchen werden. Die Höhlenwände und einige Stalagtiten beeindrucken aus dieser Schwimmposition in ganz eigener Weise. Dann tritt Licht vorne links in die Höhle. Wir schwimmen unter einem tief hinuntergezogenen Felsdach hindurch ins Licht. Der Anblick ist fantastisch. Der große Einsturzbereich wird Kong Collapse genannt, weil solch ein filmischer Riesenaffe hier die richtige Größe hätte. Das Grün der Pflanzen und Bäume am runden Hang und die Höhlenfelswand, das Nachmittags-Sonnenlicht - genau so haben wir uns das Erleben so einer Tour in den Höhlen vorgestellt.


Wir relaxen, genießen diesen Ort, Tee und Kaffee, trocknen, und bauen dann das Tour-Zelt auf, ein einfaches Zweierzelt. In der ausgewählten etwas höheren Lage verzichten wir auf das Überzelt. Zum Dinner staunen wir über die Vielfalt und Mengen, die wir gekocht und serviert bekommen. Das beste Essen in der ganzen langen Zeit in Vietnam - einfach unglaublich. Leider sehen wir kein Flughörnchen, die hier manchmal auftauchen. Schöne Vogelstimmen, auch der Khet Met, den wir aus Hoi An sehr gut kennen mit seinem lang-lang-lang-lang-kürzer-kurz-kurz-kurz wie bei einer Maschine oder einem Motor im Auslaufen. Das schwindende Licht verfolgen wir noch, ebenso die aufkommenden Sterne. Später, als wir im Zelt liegen, ist permanent Wetterleuchten zu sehen. In der Nacht kommt es doch als Gewitter näher und der Regen folgt, so dass wir den Standort des Zelts nochmal nach unten, an die Höhle heran, verändern müssen, weil es mit dem Überzelt hereinregnet.


Nach dieser bewegten Nacht an diesem begeisternden Ort singt früh morgens der Khuou (den internationalen Vogelnamen finde ich nicht) - wunderschön. Wir bekommen wieder ein opulentes Frühstück, ja, zu jeder Mahlzeit auch Früchte zum Abschluss. Nach dem Packen geht es wieder ins kalte Höhlenwasser. Wir schwimmen bis zum Übergang zur Tigerhöhle Hang Ho zurück.


Nun wandern wir ein Stück durch die Höhle; es glitzert ab und zu im Licht unserer Stirnlampen. Eine Höhlenkrabbe bleibt im Weg und lässt sich von uns beobachten. Dann lassen wir unser leichtes Gepäck wieder liegen und gehen und schwimmen zum Ausgang der Höhle. Strahlendes Grün erwartet uns rund um die Felsen vor der Höhle. Schade dass wir hier die Kamera nicht dabei haben und es so nur Smartphonefotos gibt! Mit dem leichten Gepäck gehen wir dann zu einem anderen Höhleneingang. Dort erwarten uns bereits die Träger mit leckerem Papayasalat zum Lunch.


Wir steigen in die Wanderschuhe und haben nach 10 Minuten Dschungelpfad die Höhle Hang Over vor uns. Die Ausmaße dieser Höhle sind gewaltig. Sie ist wohl die 6.-größte der Welt nach dem Gesamtvolumen. Hier ist der Weg nicht so leicht zu bewältigen, Vorsicht vor rutschigen Stellen. Doch Reflektorstreifen zeigen den Weg. An einer Einbruchstelle ist dann der direkte Übergang zur Höhle Hang Pygmy, der 4.-größten der Welt. Der Name rührt daher, dass man sich hier klein wie ein Pygmäe fühlt. Wirklich nicht erkennbar, wie hoch die Höhlendecke ist. Wir steigen mit Sicherheitsunterstützung von einem Träger hinunter, ein kurzes Stück sogar mit Abseilen. Dann lassen wir das leichte Gepäck und die Wanderschuhe stehen und schwimmen ganz unten im wiederum recht kalten Wasser, diesmal nur zum Spaß, obwohl es ein wenig ungemütlich ist zwischen treibenden Holzstücken. Auch die Strickleiter hier ist mit Vorsicht zu erklimmen.


Ein paar Minuten weiter gelangen wir zu dem riesigen Ausgang der Höhle. Der Ranger, der unseren Veranstalter prüft, und seine Begleiter verhalten sich ruhig. Wir nehmen das Sonnenlicht und die zahllosen fliegenden Schwalben in Augenschein, trocknen uns und die Badekleidung und trinken Kaffee und Tee. Das Abendessen wenig später ist wieder opulent. Der Reiswein wird vom ganzen Team mit "chuc sức khỏe" (Toast auf gute Gesundheit) getrunken.


Unser Zelt steht heute im Trockenen. Wir schlafen mit dem Schwalbenfiepen ein. Doch um Mitternacht ist etwas im Zelt. Antje bemerkt es zuerst, mit Licht entdecken wir dann eine Ratte. Im Zelt? Ja, im Zelt! Mit einer Thermosflasche und einem geöffneten Reißverschluss wird sie endlich zur Flucht aus dem Zelt getrieben. Sie hatte sich je ein Loch auf beiden Seiten des Zeltes als Schlupfloch hineingenagt.


Nach der kurzen Aufregung in der Nacht verläuft sie wieder ruhig, abgesehen vom beständigen Fiepen der Schwalben. Nach einem guten Frühstück packen wir wieder zusammen. Heute geht es nur noch zurück. Also tragen wir die Hosen lang und in die Strümpfe gesteckt. Die Blutegel kommen maximal auf die Wanderschuhe. Schon nach wenigen Schritten ist es wieder wie Wandern in der Sauna. Der Schweiß rinnt, alles ist nass. Es geht kurz hinauf, dann ein Stück eben und dann einige Höhenmeter auf einen Kamm, von wo aus wir nochmal Dschungel von oben sehen können. Der Höhleneingang ist schon nicht mehr zu sehen. Die Pflanzen sind üppig, der Pfad schmal. Leider zeigt sich kein Affe oder anderes wildes Tier. Nach zwei Pausen und nur knapp 3 Stunden erreichen wir die Straße. Als der Kleinbus kommt, um uns abzuholen, gibt es kühles Bier für alle. Mit den Trägern trifft noch ein diesmal nur kleines Lunch ein. Nach 45 Minuten Fahrt kommen wir zurück zu JungleBoss. Wir nehmen hier im Homestay ein Zimmer, duschen, erholen uns am und im Pool. Zum Abendessen fahren wir mit dem Fahrrad in den Ort und essen direkt am Fluss. Die Qualität des Essens kann sich selbstverständlich mit dem Dschungel-Höhlen-Essen nicht messen.


Nach einem gelassenen Tagesstart fahren wir mit dem Motorroller in den Ort und kaufen das Nachtbusticket nach Ninh Binh. Dann fahren wir im Süden des Ortes mit der Fähre über den Fluss. Das kleine Bambusboot trägt den Motorroller souverän. Nur beim Wenden des Rollers hilft der Kapitän besser. Weiter geht's über zwei Brücken zum Ho Chi Minh Highway. Nach kurzer Strecke dort biegen wir zum Kayakverleih Di Di Thoi ein. Der Fluss ist auch in diesem Arm ruhig und fast ohne Strömung. Los geht's!


Nach kurzer Fahrt im Zweier gehen wir an Land, um ein Bad zu nehmen. Denn die 35-38 Grad hält man nur mit Erfrischung aus. Das Flusswasser ist sehr unterschiedlich warm. Hier strömt es in tieferen Regionen kühler, an der Oberfläche aber warm. Wir paddeln weiter zur Höhle Phong Nha. Wild gestikulierend macht uns ein Mann am Ufer eindringlich klar, dass wir nicht näher an die Höhle heran dürfen. Schade, hineinpaddeln würde uns gut gefallen!


Dann paddeln wir zurück und in den anderen Flussarm zur Dark Cave. Wir passieren vorsichtig deren Adventure-Spielplatz mit Zipline über den Fluss und mit Sprüngen in den Fluss. Dann werden wir auch hier zurückgepfiffen, sollen nicht weiter. Schade, denn hier wird der Fluss hübsch und interessant. Es liegt wohl am Nationalpark, der genau hier beginnt. Eine Genehmigung haben wir natürlich nicht. Also zurück zum Verleih. Dort müssen wir noch an den versprochenen Preis erinnern, nehmen noch ein Bier am Fluss und fahren dann zurück in den Ort. Wir nehmen die Route am schönen Flussabschnitt entlang, der Paradise Cave und auf der schmalen Straße durch den Nationalpark. Leider hat der Botanische Garten bereits geschlossen - heute klappt nicht alles. Zurück im Ort nehmen wir das Restaurant vom ersten Abend und wählen dieses Mal sehr gutes Essen.


Im Homestay packen wir, machen uns frisch und werden dann zum Bus nach Ninh Binh gebracht.



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