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Vatnajökull

Der starke Wind weckt uns. In Kirkjubaejarklaustur schauen wir uns mit wenig Aufwand den Kirkjugolfid an. Eine Basaltformation hat hier eine Ebene geschaffen, die wie gepflasterter Boden, z.B. Kirchenboden, aussieht. Starker Wind treibt uns weiter. Am Systrafoss, dem Schwesterwasserfall ist kaum Wind. Hier gehen wir am hübsch geteilten Wasserfall hinauf, werden oben aber wieder weggeblasen und haben keine ausreichende Sicht ins Hochland. Unten essen wir auf einem Aussichtsplatz Frühstück.


Nach der Beratung im Visitor Center fahren wir auf der F206 zu den Laki-Kratern. Die Straßenbezeichnung mit F bedeutet in diesem Fall wirklich Furten. Etwas nervös, weil keine Versicherung eintritt, wenn durch die Fahrt durch Wasser etwas kaputt geht, geht es durch die erste Furt. Der Dacia Duster lässt sich ganz besonnen hindurch tuckern, auch an den nachfolgenden drei Furten - alles ohne Probleme. Unterwegs erfreuen wir uns am Anblick des Fjardargljufur Wasserfalls und am wirklich hübschen Fagrifoss.


Dann beginnt die F207, die Einbahn-Runde durch die beeindruckende Landschaft. Entlang des Berges Laki haben sich innerhalb von gut 7 Monaten in 1783/84 durch wiederholte Ausbrüche und Erdbeben zahlreiche Krater gebildet. Auch der etliche Kilometer lange Riss ist oft deutlich zu sehen. Wir wandern auf den Laki, der nicht in dieser Zeit sondern viel früher entstand, der aber einen deutlichen Riss aufweist. Von oben ist das ganze Ausmaß zu bestaunen. Grün-schwarze Krater, verschiedene Rissformen und daneben das Lavafeld. Auch durch den Riss wandern wir, lassen uns dort auf Schildern ein paar Details erläutern.


Am zweiten Halt gehen wir zu einem hübschen Kratersee Tjornargigur und durch eine Schlucht. Hier findet sich ein windgeschütztes Plätzchen für unser Picnic, bevor wir in den Storigigur, einen eben begehbaren Krater schauen. Nun ist es schon spät. Wir beenden die Runde, fahren aber hier auf den Campingplatz Blagil, kochen mit aufwändigem Windschutz, und schlafen später mit den Windgeräuschen am Dachzelt ein.


Selten ist es, dass wir wie heute bei blauem Himmel frühstücken, auch der Wind hat nachgelassen. Die Rückfahrt an die Küste auf der F206 macht wieder keine Probleme, nur am Fagrifoss enttäuscht uns eine hartnäckige Wolke vor der Sonne.


Nach einem Einkauf in Kirkjubaejarklaustur geht's weiter nach Osten. Der erste Gletscher, den wir hier ansteuern, ist der Svinafallsjökull kurz hinter Skaftafell. Viele Leute sind hier. Auf dem Gletschersee schwimmen einige Eisberge. Wir gehen am See entlang bis zum allerletzten Aussichtspunkt, möglichst nah an den Gletscher. Unser Picnic essen wir etwas oberhalb auf dem Rückweg.


In Skaftafell parken wir gebührenpflichtig, lassen uns im Visitor Center beraten, und machen uns mit Plänen für den Rest von heute und morgen auf den Weg. Bis zum beliebten Svartifoss sind sehr viele Leute unterwegs, auch am schwarzumrahmten Wasserfall ist es zu hektisch. Wir gehen weiter und kommen auf dem Hügelrücken an den Entscheidungspunkt. Wir entschließen uns nach einem kurzen Gespräch mit zwei Schweizern doch dazu, die lange Wanderung zum Kristinartindar anzugehen.


Auf dem stetig ansteigenden Weg wird die Sicht in die Umgebung immer besser. Die Gletscherarme des Vatnajökull links und rechts sind gut zu sehen und kommen immer näher. Ganz oben auf dem Gipfel des Kristinartindar auf 1126m ist die Sicht dann vollständig, fantastisch. Jetzt um 21 Uhr sind wir natürlich auch allein, obwohl das Licht noch nicht stark nachlässt. Der Rückweg vom Gipfel und die weitere Runde nach Skaftafell legen wir ohne weitere Pause zurück. Trotzdem ist es kurz nach Mitternacht, als wir wieder am Auto sind.


Wir fahren weiter nach Osten und schlafen in Svinafell.


Nach dem Frühstück am Schlafplatz fahren wir zum nächsten Gletscherarm, dem Sandfelljökull. Dort haben die Schweizer, die offenbar zu dritt sind, geschlafen - ein witziges Wiedersehen. Am Gletscherarm halten wir uns nur kurz auf, überlegen, nicht weit entfernt eine geführte Tour zu einem Vogelfelsen zu unternehmen, doch die ist nun schon ausgebucht.


Also weiter zum Jökulsarlon, dem beliebten Gletschersee. Zuerst gehen wir an den Strand, weil eine Wolke gerade den See verdeckt. Hier am Strand kommen einige Eisberge aus dem See ins Meer gespült und dann ans Meeresufer, werden dort zu Eiskunstwerken auf dem schwarzen Sand. Wir freuen uns, als die Sonne hier ihr Licht neben einer hartnäckigen Wolke vorbeistrahlt. Ihr Licht auf diesem Eis ist wundervoll. Wir parken danach etwas weiter westlich am See und gönnen uns eine sonnige Picnicpause mit wenigen Leuten und Blick auf große Eisberge im See. Etwas später treffen wir auch hier wieder die Schweizer und tauschen uns kurz aus. Vom hintersten Parkplatz aus fahren wir nochmal zum Hauptparkplatz und spazieren am See und den zahlreichen Eisbergen entlang. Die Sonne kommt nun verlässlicher durch, so dass wir uns nur schwer losreißen können.


Wir hätten hier Fish&Chips genommen, doch die Bude hat geschlossen. Wir halten nochmal am Fjallsarlon, wo wir die Sonne wieder hervorlocken müssen. Dann steuern wir ein Restaurant an und genießen Fisch und Lamm. Wir schlafen später am Jökulvegur an der F985.


Heute gibt es bei Sonne ein gemütliches Erwachen an der F985. Ohne Frühstück fahren wir die Straße bis an ihr Ende. Schon auf dem letzten Abschnitt öffnet sich der Ausblick nach rechts auf den riesigen Skalafellsjökull, einen mächtigen Arm des Vatnajökull. Das Ende der Straße enttäuscht uns. Hier hatten wir Jöklasel, eine Hütte erwartet, sie scheint aber in weiterer Entfernung an oder auf dem Gletscher zu stehen. Na gut, so gibt es unser Frühstück nicht hier bei Skijets und einem Schneebus, die gerade eine Gruppe nach oben bringen, sondern weiter unten, und wegen Wolken noch weiter unten, aber immer noch mit Gletschersicht.


Von der Ringstraße 1 aus fahren wir zu einer kurzen hübschen Wanderung an den Fuß des Skalafellsjökull, an der einige Tafeln mit Geologie-Erläuterungen stehen. Anschließend steigen wir am Flaajökull nur kurz aus. Weiter geht's nach Höfn. Dort gönnen wir uns Hummer, der hier in einigen Restaurants die Spezialität ist. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen, obwohl es sicher gute Langusten waren.


Wir überlegen, ob wir die F980 nach Lonsöraefi fahren können, da sie Furten hat. Nun ja, wir fahren auf dem anderen Ufer des Flusses bis zur Hvannagil-Schlucht, in die wir auf der für morgen geplanten Wanderung schauen werden. Wir sind heute schon neugierig auf die angekündigte Farbenvielfalt (vermutlich zeugt der Name schon davon). Auf einfachem Flusskies wandern wir hinein. Schon nach kurzer Zeit wird der Flusskies bunt. Offenbar sind von den verschiedenen Bergen ringsum die bunten Steine in den Fluss gerieselt. Schicke schroffe Felsformen machen das Flusstal eng, und danach sehen wir die wirklich bunten Berghänge. Ein schöner Ausklang für den Tag. Hier ist auch unser Schlafplatz.


Die Sonne scheint zum Frühstück an der Hvannagil-Schlucht. Wir parken an der Raftagil-Schlucht, wo unsere Wanderung beginnt. Sie ist hübsch, aber nicht so spektakulär wie die Hvannagil-Schlucht. Nach einem Aufstieg und einem Weg über feuchte Wiesen kommen wir zum Aussichtspunkt auf die bunte Schlucht.


Wir entscheiden uns, nicht oben herum die Runde zu vollenden, sondern in die Schlucht abzusteigen. Hier gibt es auch mit dem Blick von unten wiederholt viel buntes Gestein zu bestaunen. In zwei Arme des Baches steigen wir hinein, so weit es geht. Dann gehen wir zusammen mit einem Isländischen Paar die Hvannagil-Schlucht hinunter bis zu ihrem Ausgang. Zweimal ist der Bachlauf zu queren, was zum Glück ohne Schuhwechsel und auch ohne nasse Füße gelingt. Von dem netten Paar werden wir im starken Geländewagen zu unserem Auto mitgenommen, das ist super und erspart uns die langweilige Passage auf der Straße.


Nun fahren wir wenigstens ein Stück auf der F980 auf der anderen Flussseite. Unterwegs fragen wir den Fahrer eines sehr großen Geländewagen, ob die Furt für uns möglich ist. Die kleinen klar, aber weiter hinten im Tal ganz sicher nicht, sein Wagen sei bis fast zum oberen Rand der Räder im Wasser gewesen. Ok, klare Auskunft. Wir genießen also den Anblick der Berge beiderseits des Flusses und drehen vor der großen Furt um. Mit Blick auf einen schönen bunten Berg picnicen wir im Auto, weil es gerade wieder einmal regnet.


Weiter geht es am Djupivogur vorbei. Hier gibt es unglaublich viele Schwäne. Auch Enten bilden große Pulks auf dem Meer. Wir fahren schon vor Egilsstadir nach links in Richtung Westen und dann nach Süden in die Berge ab. Nach einem Abendessen im Restaurant fahren wir weiter in Richtung Laugarfell. Den Hengifoss, der hier am Weg liegt, werden wir uns morgen anschauen. Jetzt nehmen wir nur noch einen Schlafplatz unweit der geteerten Straße 910.


In Laugarfell ist es sehr neblig. Also zurück zum Hengifoss. Vorher das Frühstück mit etwas mehr Aussicht auf der Hochebene, aber wegen Kälte im Auto. Auf dem Parkplatz des Hengifoss ist schon einiges Treiben. Der 2,5km lange Weg verteilt die Besucher ein wenig. Die Aussichtspunkte nehmen wir alle mit, denn der Litlanesfoss weiter unten ist auch schon sehr schön in seinen Basaltfelsen.


Am Hengifoss gehen wir so weit es auf den Steinen am Fluss geht. Wir können immer noch nicht in das Becken vor dem Wasserfall schauen, aber auf das weiße Wasser in seiner ganzen Höhe. Hier sehen wir auch nur wenige Besucher.


Anschließend ist es in Laugarfell bedeckt, aber aufgeklart. Hier sind wir im nördlichen Teil des Vatnajökull Nationalparks. Die Wanderung führt uns an dem  Fluss Laugara hinunter. Eine hübsche Schlucht mit schönen Wasserfällen hat er hier bereits gegraben. Die Wiesenlandschaft oberhalb macht den Weg einfach. Der Laugara mündet bald in den Jökulsa i Fljotsdal. Hier sind die Wiesen sumpfig, und dieser größere Fluss kommt mit Macht seine Schlucht herunter. Kurz vor der Mündung hat er ebenfalls einen Wasserfall. Seine hellgrau-braune Farbe ist neben der Lautstärke ein deutliches Zeichen seiner Energie. An dem starken Fluss aufwärts gibt es noch einige schöne Schluchtabschnitte, bevor wir hoch gehen, den Weg auf den sumpfigen Wiesen suchend, über den Kamm. Endlich ist die Laugarfell-Hütte zu sehen und auch der Weg wieder erkennbar.


Auf der Straße 910 fahren wir noch weiter bis zum Karahnjukur-Staudamm, der das Ziel dieser sehr gut geteerten Straße ist. Doch die Sicht zum Vatnajökull verdecken Wolken, und landschaftlich ist dieser Abstecher auch kein Gewinn. In Egilsstadir essen wir mal indisch, aber ebenfalls Lachs und Lamm. Und nicht weit nördlich bleiben wir auf einem Schlafplatz und kuscheln uns bei Kälte in den Schlafsack.

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