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Westfjorde

Mit Blick auf den Skagafjördur frühstücken wir. Dann fahren wir ein Stück auf der Ringstraße N1, biegen ab zum Borgarviki, einer burgförmigen Basaltanordnung. Mit schicken Ausblicken in die Landschaft kommen wir in das Gebiet der Westfjorde mit fast 3000km (30% der Isländischen) Küstenlinie. Wir werden im Uhrzeigersinn fahren, weil das Wetter im Westen heute besser sein soll als an der Nordspitze. Auf der Straße 68 geht's Richtung Norden, bevor wir auf die 59 in westlicher Richtung abbiegen. Hier ist die Teerstraße in Bau, also noch Schotter. Eine zweite und dritte Warnleuchte meldet sich. Wir stoppen, aber da die Kühlung in Ordnung ist, wissen wir nicht, ob es eine weitere Fehlmeldung ist. Der Straßendienst der Vermietung sagt, wir sollen weiterfahren und uns melden, falls die Motorleistung nachlässt. Hm. Nach dem Anfahren ist es nun plötzlich sehr laut, obwohl es gerade Teerstraße ist. Der rechte hintere Reifen ist platt. Also Reifen wechseln und dann nochmal den Straßendienst fragen, wie es weiter geht. Beim Wechsel hilft ein niederländisch-österreichisches Paar, sehr nett, einfach angehalten. Der Straßendienst hat keine Hilfe für Service in der Nähe parat - alles selbst organisieren, und die Warnlampen weiter ignorieren. Naja.


Die Wanderung bei Laugar hat erst ganz am Ende die Attraktion, die bunte Schlucht. Hier ist es wieder schön. Bunte Hänge und Felsen mit Strukturen durchzogen, ein Wasserfall im Talschluss, und wir sind allein. Zurück in Laugar nehmen wir kein Bad im natürlichen warmen Pool, denn hier wären wir nicht allein.


In Reykholar gehen wir zu den geothermalen Gebieten und Vogelbeobachtungsstellen. Die Vögel sind hier nicht zahlreich oder aufregend, die Wege teils durch nasse Passagen auf den Wiesen. In den heißen Quellen dampft und brodelt es, aber in der Nähe finden wir keine angenehme Mischung für ein warmes Bad. Eigentümliche Rundformen auf den kleinen Felsen geben uns Rätsel auf - vielleicht entstehen sie auf Basis von Nestern?


In Reykholar ist der Automechaniker im Urlaub in Reykjavik - das lange Wochenende der Isländer mit Feiertag am Montag steht vor der Tür. In der Nähe essen wir in einem Restaurant mit einer Österreichin als Bedienung. Sie empfiehlt einen Betrieb in Patreksfjördur zur Reifenreparatur. Am Djupifjördur schlafen wir.


Heute ist es windig am Djupifjördur. Wir fahren auf einen ein wenig geschützten Parkplatz und frühstücken dort trotzdem im Auto. Auf dem Weg nach Patreksfjördur liegen noch zwei Attraktionen: ein Strand und ein Vogelfelsen.


Raudisandur nennt sich der Strandabschnitt, den wir nun erwandern wollen. Nach langem Feldweg kommen wir auf Sand. Der Wind hat noch zugelegt und fegt uns nun ab und zu Sandböen in den Rücken. Doch trotz der unwirtlichen Verhältnisse beeindruckt uns der Strand mit seiner gelborangen Farbe. Die kleine Durchgangshöhle und der Wasserfall dahinter sind ein schöner Umkehrpunkt der Wanderung. Das Picnic nehmen wir trotz beginnendem Regen im Schutz von nahen Felsen. Dann gehen wir im Regen zurück. Der Regen sorgt wenigstens dafür, dass der Wind keinen Sand mehr hochpeitscht. Doch dieses Strandwetter wird mit dem tollen Strand verbunden bleiben.


Der Abstecher zum Latrabjarg, dem westlichsten Punkt Europas, ist nun dran. Schotterpiste und ein großer Parkplatz am Ende. Es ist trocken, aber weiterhin sehr windig. Daher genügen uns heute ein paar Schritte auf dem Vogelfelsen, so dass wir einen Blick auf die Klippenküste werfen können. Und Papageitaucher gibt es hier wieder. Durch den Wind und andere Besucher ist es nicht so ein Vergnügen wie in Dyrholaey oder Bakkagerdi, aber fesselt uns natürlich noch eine Zeit.


In Patreksfjördur hat die Autowerkstatt geschlossen, wieder keine Reifenreparatur. Wir essen im FLAK Suppe und trinken sehr teures IPA Bier. An einem Arm des Arnarfjördur finden wir einen guten Schlafplatz.


Auf dem Schlafplatz gibt es das Frühstück, dann fahren wir zum Wasserfall Dynjandi. Auf der Strecke liegen wieder fantastische Ausblicke auf den Fjord und die rauhe Berglandschaft. Der Wasserfall mit seinen unteren Stufen und dem breit gefächerten oberen Teil ist wirklich schön. Viele Isländer nennen ihn als den schönsten von Island - vielleicht wird er ja die Wahl gewinnen.


Durch einen langen, größtenteils einspurigen Tunnel mit Gegenverkehr geht es nach Isafjördur. Hier werden wir fachkundig in einer Werkstatt empfangen und bedient. Leider ist der Reifen nicht zu reparieren, und ein neuer Reifen in den Maßen ist nicht vorrätig. Hm, also weiter auf dem Ersatzrad. Auf dem Weg schauen wir uns eine Robbenkolonie an. Wir fahren nun auf einen besonders rauhen Teil der Westfjorde. Wir wandern in Kolandi zum Drangajökull, dem einzigen wachsenden Gletscher Islands. 


Die Wolken hängen dicht auf den Bergen. An der Seite eines breiten Flussbetts geht der Weg entlang, der nicht leicht zu erkennen ist. Immer wieder gilt es, über die zufließenden Bäche zu kommen. Die Hänge von denen sie herunterfließen sind steil und grün. Über Moränen gelangen wir immer näher an den Gletscher. An einem Aussichtspunkt ist dann der Umkehrpunkt. Hier gibt es unser Picnic. Auf dem Rückweg startet sofort der Regen, zuerst leicht, dann stärker und unerbittlich. Die Querung der Bäche gelingen gut, aber wir kommen regennass am Auto an. Also fahren wir noch ein gutes Stück bis Kollafjördur, so dass einige wieder getrocknet werden können.

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