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Hinfahrt nach Montenegro über Eisenerz und Sarajevo

4 Wochen Urlaub und wie zuletzt immer mit den Risikoblicken, wo wir denn unter den aktuellen Bedingungen erholsame Zeit gestalten können. Unsere Wahl fällt auf Montenegro. Einige Bergregionen, nicht nur schwarze Berge mit Wald, und auch eine interessante Küste.


Wir fahren mit dem Auto und wählen die Route über Passau und Graz, Maribor, Zagreb und Sarajevo, die bis zu unserem ersten Ziel in Montenegro Zabljak gut 1600 km lang ist. Also bauen wir aktive Pausen ein: Eisenerz und Sarajevo.


Am Freitag schaffen wir den Start um kurz nach 15 Uhr. Im lebhaften bis dichten Verkehr geht es dennoch zügig voran, bis zur Autobahnsperrung hinter dem Kreuz Biebelried. Die weiträumige Umfahrung haben wir direkt vorher aus dem Blick verloren und zack! stehen wir 2,5 Stunden im Stau und sind entsprechend genervt. Wir fahren bei Schärding über die Grenze und finden kurz später einen ruhigen Schlafplatz. 


Am Morgen frühstücken wir an der Wiese und fahren dann ohne Autobahn in die Ennstaler Alpen nach Eisenerz. Am Leopoldsteiner See starten wir um halb 1 Uhr zum Kaiser Franz Josef- oder auch Seemauer-Klettersteig. Im See beobachten wir eine Ringelnatter, dann geht es zügig aufwärts zum Einstieg. Der erweist sich als schwer und kraftraubend, wie beschrieben. Gerne würden wir uns fitter fühlen, aber in der Sonne ist es nach einem längeren Gehstück in der Seemauer wieder anstrengend. Auch der Einsatz der Hände hinterlässt Spuren. Nach diesem zweiten Abschnitt kommt das Gipfelbuch und wir brauchen dringend eine Picnicpause. Im dritten Abschnitt ist es nicht mehr so oft knifflig, aber es zieht sich. Kurz vor dem Ausstieg gibt es eine kurze Seilbrücke, die man allerdings hin und zurück geht. So lässt Harald sie sogar aus.


Nach dem Ausstieg und einem leichten Anstieg können wir noch den Rossloch Klettersteig durch eine Höhle machen. Ja, nun sind wir schon mal hier. Die Route ist tatsächlich besonders. Nach dem langen anstrengenden Kaiser Franz-Joseph wird es nun schon wieder sehr anstrengend an einigen Stellen. Doch es klappt und lohnt sich durchaus, auf diese Weise aus der Höhle herauszusteigen. 


Noch eine Pause vor dem Abstieg, dann kreuzt eine Gemse unseren Weg, bevor wir den sehr steilen und meist unangenehmen Waldweg gehen. Weit unten geht es geröllig und mit rutschbahnartigen Erdpassagen auf die Seehöhe hinunter. Im Seeabfluss nehmen wir noch ein Bad, weil zunächst keine anderen Wanderer zu sehen sind. Doch einige Familien und Paare kommen noch vorbei. Und wir gehen erfrischt zum Auto und fahren nach Eisenerz. Nur ein italienisches Restaurant hat geöffnet. Nach der Forelle und dem Schnitzel mit leckerer Tomaten-Kapern-Soße unterhalten wir uns noch mit dem Wirt aus Sizilien und fahren dann nicht mehr weit, schlafen schön ruhig an einer Schranke der Zufahrt zum Erzberg.


Nur ein LKW fährt an uns vorbei durch die Schranke am frühen Sonntagmorgen. Beim Frühstück haben wir ein wenig Sonne, während die Berge nach und nach in Wolken gehüllt werden. Wir fahren nun auf die Autobahn und durch den Gleinalmtunnel an Graz vorbei. Bei Seefeld nehmen wir die Abfahrt und den Grenzübergang an der Landstraße und bleiben auch durch Slowenien immer auf Landstraßen. Der Grenzübergang nach Kroatien bei Cvetlin ist eine gute Wahl. Ein paar km westlich an der Autobahn ist Stau angezeigt, wir haben es ruhig. Hinter Trakoscan machen wir am gleichnamigen See Pause. Leider sind einige Ausflügler hier, aber die Pause tut dennoch gut.


Auf der Autobahn geht es weiter nach Süden, an Zagreb vorbei und über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina. Hier sind zweimal Warteschlangen auszuhalten, aber die Abwicklung ist unproblematisch, der Impfnachweis muss allerdings auf Papier gezeigt werden. An Banja Luka vorbei geht es über kleine Landstraßen in Richtung Sarajevo. Es ist schlechtes Wetter, aber am Kanjon Ugra halten wir trotzdem an einem Restaurant mit Aussichtsterrasse und essen sehr leckeres Smoked Pork als Vorspeise zum Brot. Zum Hauptgang gibt es leider ein Missverständnis aber dann doch eine Forelle und Spieße.


Wir fahren noch an Travnik vorbei und finden dann bei Loricari einen Stichweg vor einem Heufeld, auf dem wir niemanden stören.


Auf dem Feld mit Blick auf ordentlich aufgeschichtete Heuhaufen frühstücken wir bei freundlichem Wetter. Die vielen Spinnweben bieten eine besondere Atmosphäre. 


Nach Sarajevo geht es wenig später auf der Autobahn weiter. Westlich vom Zentrum parken wir und nehmen von dort die Räder. Durch teilweise mehrspurige Einbahnstraßen kommen wir in die Fußgängerzone. An der Kathedrale setzen wir uns für ein Getränk. Am Haus gegenüber hängt ein schickes Plakat: "No teeth, A mustashe, Smells like shit, ..., Bosnian Girl". Von hier aus gehen wir zu Fuß durch die Straßen und Gassen und über Plätze. Zwar sind auch einige Touristen unterwegs, aber die Einheimischen an den Shops, Ständen und in Höfen sind gelassen und teilweise vertieft. Bei einem empfohlenen kleinen Restaurant probieren wir Cevapcici. Sie sind gut, aber eben auch nur Cevapcici. Beim Aussuchen hat bereits unser Tischnachbar, ein Dortmunder Bosnier, geholfen. Beim Bezahlen wollen wir mit Euro anstatt der Bosnischen Mark (früher D-Mark) bezahlen, doch der nette junge Mann lädt uns ein. Wow! Mit kleinen Abstechern gehen wir zurück zu den Rädern, fahren zum Auto und mit diesem hoch auf den Trebevic. 


Die Parkplätze hier sind gut besucht. Unser Ziel, die Bobbahn von den Olympischen Spielen 1984, ist zum Glück nur von wenigen besucht. Nach dieser Erkenntnis auf unserer Runde zu Fuß holen wir die Räder und Picnic vom Auto. Nicht nur der Weg zu diesem Betonbauwerk mit Moos und Graffiti ist für das Rad geeignet. Etwas oberhalb gibt es noch ein paar Aussichtspunkte mit Blick auf Sarajevo. Doch nun wollen wir auch in der Bahn hinunterfahren. Schön vorsichtig, besonders beim Fotografieren oder Filmen, macht es Spaß. Auf der Wiese in der Schlusskurve haben wir ein schönes Plätzchen mit Sonne und Schatten, und nur selten kommen Besucher vorbei.


Über Landstraßen geht es dann zum Grenzübergang bei Gorazde. Polizei stoppt uns kurz vor einem Abzweig und versucht, uns eine Route auszureden, die wir aber gar nicht nehmen wollten - oder? verunsichert sind wir schon, doch alle Wege sind offen. Die Ausreise aus Bosnien-Herzegowina erfolgt einige km vor der Einreise nach Montenegro (Crna Gora). Nicht viel später ist schönes Abendlicht auf der Hochebene. Hier kochen wir unser Abendessen und genießen den weiten Blick. Wir fahren noch über lange Baustellen-Schotter-Abschnitte. Hinter Pljevlja wird die Straße gut und wir müde, so dass wir auf einer Schotterstichstraße halten. Doch ein Einheimischer kommt zu Fuß zu uns und gibt uns verärgert zu verstehen, dass wir hier nicht stehen bleiben sollen. Offenbar ist hinter dem Zaun oberhalb des nahen Hanges ein Friedhof. Nun gut, so finden wir in der Nähe nicht weit von einem See einen besseren Schlafplatz ohne weiteren Besuch.


Am Morgen grüßt ein Schäfer freundlich aus der Ferne, und unser Frühstück am See ist auch ein guter Start in den erfüllten Tag im Durmitor.

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