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Durmitor

Von Pljevlja geht es auf der Panoramaroute 1 in Richtung Zabljak. Es dauert nicht lang bis zur Brücke über die Tara. Wir fahren sehr langsam hinüber, weil einige Fußgänger unterwegs sind. Eine 1000m Zipline und der Trubel schrecken uns jetzt davon ab anzuhalten. So kommen wir nach einigen km Serpentinen um 9:30 Uhr nach Zabljak. In der Touristinfo werden wir gut zu unserer beabsichtigten 4 Tagestour beraten. Für die Details und insbesondere die Wasserstellen kaufen wir die Wanderkarte vom Durmitor Nationalpark. Der bisher ungefähre Plan nimmt Gestalt an. Das Wetter wird sich in diesen Tagen halten.


Das Auto bleibt auf dem Parkplatz im Zentrum stehen. Nach dem Packen fahren wir mit den Rädern zum Eingang Ivan Do des Nationalparks in der Nähe des Crno Jezero (schwarzen Sees); dort entlang werden wir zurückkommen. Die Räder parken am Visitor Center außen gut eingefügt in Material. 11:30 Uhr wandern wir mit den schweren Rucksäcken durch den Wald an einigen Gruppen und Familien vorbei, die zu den umliegenden Seen wollen. Nach etwas mehr als einer Stunde treten wir endlich aus dem Wald und kommen in einen wundervollen Talkessel. Hier machen wir im Schatten eine Picnicpause mit wunderschönem Ausblick.


Der Anstieg zur Hochebene Planinica ist steil und anstrengend. Oben bläst Wind, doch für ein weiteres Picnic am Rand der Ebene lassen wir uns nieder. Von hier sehen wir unser heutiges Ziel 600 m unter uns, den Srcko Jezero mit einer Hütte mit rotem Dach und einem kleineren Nachbarsee. Der Weg führt uns in einem Bogen um den Botun hinunter und dann stetig absteigend am Hang entlang. Die Quelle Marica ist schon ersehnt, das kühle Wasser strömt gut geführt in unsere Flaschen und Kehlen. 


Kurz vor dem Versinken des Sees im Bergschatten schaffen wir gerade noch das wohlverdiente Bad mit ein wenig Sonnentrocknen. Die Hütte ist aus der Nähe betrachtet recht beschädigt. Ein Teil des Daches fehlt und liegt ein Stück entfernt auf dem Boden. Wir erkunden das Innere und beschließen, dort zu schlafen. Auf der "Terrasse", dem Dachboden, wo das Dach fehlt, genießen wir in der letzten Abendsonne Abendbrot. Der Abend klingt am kleinen See mit seiner tollen Bergkulisse aus. In der Nacht sind ein paar Kühe störend, wenn sie sich an irgendetwas laut reiben.


Schaute am frühen Morgen jemand in unsere Hütte? Nach dem Frühstück und dem kurzen Gespräch mit dem Paar, die am kleinen See zelteten, sind wir nicht mehr so sicher. Aber gut, dass wir erst nun nach dem Packen eine Ratte in der Hütte entdecken. Das Wasser an der nahegelegenen nicht markierten Quelle fließt nur schwach und muss gefiltert werden. Eine Gams ist zu sehen, als wir um halb 10 Uhr wirklich los wandern.


Der steile Nordanstieg auf den Prutas ist nicht so unwegsam wie befürchtet. Doch oben sind einige andere Wanderer, die den mittlerweile wolkenlosen Himmel genießen. Wir machen unsere Pause daher etwas unterhalb und wandern nach nur kurzem Stopp zwischen den Grüppchen auf dem Gipfel (2330 m) über den Ostgrad ab. Von hier hat man tolle Sicht auf den von vielen tiefen Rillen unverwechselbar gekennzeichneten Berg. Dann hält Antje auf dem Weg inne. Eine Schlange hat sich nicht zurückgezogen. Sie bleibt direkt am Weg. Wir machen einen Bogen unterhalb Ihrer Position und bekommen währenddessen noch ein Zischeln mitgegeben.


Der Abstieg geht bis auf 1900 m hinunter, bevor wir auf den Weg vom See stoßen und zur Sama, dem Pass in Richtung Bobotov kuk, wieder steil hinaufsteigen mit ein paar Kraxelstellen. Hier auf 2100 m machen wir noch ein Picnic. Ein Stück hinunter und dann an einem Geröllhang hinüber geht es zum Fuß des höchsten Gipfels des Nationalparks, dem Bobotov kuk. Das erste steile Stück ist ohnehin der Weg, den wir weiter hoch gehen müssen. So fällt auch die Entscheidung für den Abstecher auf den Gipfel. Hier lassen wir den Großteil unseres Gepäcks. So ist der Anstieg zügig und wir überholen einige Leute. Kurz vor dem Gipfel geht plötzlich ein Steinhagel auf uns nieder, etwas später der Ruf "Pierre". Nur mit großem Glück ist besonders der erste große Stein weniger als 1 m neben Harald vorbeigeflogen. Der auslösende Franzose auf dem Gipfel ist nicht sonderlich erschüttert und entschuldigt sich nicht einmal ordentlich - nun ja. Als die Franzosen weg sind, genießen wir die Aussicht von 2550 m Höhe bei prächtigem Wetter noch mehr. Ein deutscher Wanderer ist in umgekehrter Richtung unterwegs. Zum Glück kann er seine Drohne bei dem Wind nicht sicher starten.


Auf dem Abstieg ins Valoviti Do, unserem heutigen Ziel zum Zelten, erwarten uns noch einige Schneefelder. Das erste passieren wir links, dann steigen wir zur Quelle ab und füllen alle Flaschen. Weiter unten kommt noch ein großes flaches Schneefeld, das wir ohne Probleme überqueren. Beim Zeltplatz müssen wir etwas suchen und haben zwar leicht schräge Liegefläche, aber weitgehend ohne Steine darunter. Wind stört wie meistens den Aufbau. Das Abendessen wird in windgeschützter Lage gekocht und schmeckt nach den zwei beeindruckenden Gipfeln besonders gut.


Im Valoviti Do haben wir Wasser aus dem Schnee eines nahen Schneefelds gewonnen, trübe aber nicht schlecht. Leider kommen heute immer wieder Wolken vor die Sonne. An der Eishöhle Ledena Pecina warten wir geduldig auf das Sonnenlicht. In die Höhle können wir nicht absteigen. Auf der linken Seite ist die Lücke zwischen Höhlenwand und dem steilen Schneefeld zu schmal. Auf der rechten Seite kommen wir nur ein Stück hinunter. Doch hier ist es schon kalt und ein guter Blick auf die Eis-Stalakmiten. In den Tritten auf dem Schneefeld abzusteigen trauen wir uns ohne Sicherung nicht. Schade! Diese Eisformen sind aus der Nähe sicher noch beeindruckender. Ein Felsvorsprung in der Nähe der Höhle ist ein schöner Aussichtspunkt bei 2190 m Höhe. Nun kommt auch kurz die Sonne heraus, und wir sitzen im Windschatten.


Durch sehr schöne Landschaft wandern wir nun nach Lokvice. Das sind 4 Hütten, und hier verkauft ein Schäfer Bier, wenn er gerade da ist. Jetzt steuern wir erstmal zur Wasserquelle. Auch hier müssen wir besser filtern, denn die Weiden ringsum sind wohl häufig von Ziegen, Schafen und Pferden genutzt. Mit ein wenig Sonne ist das Picnic eine Freude. Von hier aus steuern wir auf den Terzin Bogaz zu. Wir müssen uns häufiger orientieren, weil der Weg nicht markiert ist. Am Talhang entlang geht es an den Schafen und Ziegen vorbei. Die Pferde sehen wir am fast trockenen See weiter unten. Bergauf geht es auf einen Pass zu, und nun schwenken wir nach Osten. Ziel ist die Südseite des Terzin Bogaz. Hierher ist der Weg noch etwas schwerer zu finden, auch die Flanke hoch geht eher weglos über Gras. Alles klappt heute gut, der Gipfel mit 2303 m bietet wieder tolle Aussicht, leider bei sehr wenig Sonne.


Hinunter geht es über den häufiger begangenen Ostgrat. Der Ausblick bleibt hervorragend, auch hinüber zum Medved, der morgen dran kommt. Die leichten Klettereien abwärts sind ok, steile Abschnitte ohne Felsen und teilweise mit Latschenkiefern erfordern extreme Vorsicht. Am Pass zwischen Terzin Bogaz und Medved wenden wir uns nach Süden, weil wir auf der Strecke zum Katun Velica Biwak, der weithin sichtbar ist mit seinem Rot, einen Zeltplatz finden möchten. Ein knapp passender, wiederum etwas schiefer und holpriger Platz findet sich. Doch es wird schnell kälter, so dass wir nach dem warmen Abendessen und Schneeholen (für Wasser bis zum nächsten Nachmittag) gleich ins Zelt verschwinden.


Nach dem kalten Abend wird es auch am Morgen bei Nebel oder Wolken am Berg Savin kuk nicht warm. Wir wandern das kurze Stück zurück bis zum Anstieg auf den Kamm der Medved (Bär) Berge. Ein hübscher Weg mit sogar ein wenig Sonne, nur auf dem Gipfel des großen Veliki Medved bleibt sie hinter Wolken. 3 Serben, die wir heute häufig in der Ferne sahen, auch auf dem Terzin Bogaz (unserem Gipfel von gestern), erreichen uns am kleinen Mali Medved. Hier ist die Aussicht schön, weil nun der Crno Jezero zu sehen ist und weiterhin die gesamte Berglandschaft unserer vergangenen 3  Tage. Den Hund verleugnen die 3, er sei ihnen aus dem Tal gefolgt - ja, klar. Man darf natürlich keinen Hund in den Nationalpark mitnehmen, versorgt wird er aber artgerecht. Wir verkürzen unsere Pause und setzen sie etwas unterhalb fort. Dann wird der Abstieg richtig fies und gefährlich. Blanke Erde, teilweise wie Rutschen geformt, super steil, bildet den Pfad. Nur sehr selten kann man eine Kiefernwurzel oder einen Fels zur Sicherung nutzen.


Doch dann ist das überstanden, und der weitere Abstieg erfolgt durch eine hübsche Felslandschaft mit viel frischem Grün. Wir merken uns das für eine spätere Pause vor. Nun ist noch genug Zeit, so dass wir nochmal nach Lokvice gehen. Der Bierverkauf ist leider wieder nicht besetzt. Also holen wir Wasser - endlich. Dazu ein Picnic und sogar die Sonne. Wir waschen uns und freuen uns über die wenigen Wanderer an den 4 Tagen. Nun klappt es mit einem Bier und ein paar Fotos mit dem Schäfer. Das Bier trinken wir aber erst an dem schönen vorgemerkten Pausenplatz.


Die Strecke abwärts zum Crno Jezero geht schnell. Langen Aufenthalt am See brauchen wir nun nicht mehr, so dass wir auch gleich wieder bei den Rädern sind. Die Fahrt zum Auto ist auch nicht so stark bergauf, wie es sich auf der Hinfahrt abwärts anfühlte. Wir reservieren unterwegs direkt Rafting auf der Tara für den nächsten Tag. Nach dem Auspacken am Auto steuern wir ein neues Restaurant, das Kacun an. Das noch nicht fertig ausgearbeitete Angebot bietet für uns immerhin sehr leckere Rindsuppe und Börek mit Salat. Das lokale Bier Niksicko schmeckt uns sehr gut. Der Schlafplatz bei Poljena am Savin kuk Skigebiet ist ein guter Ausklang aus der 4 Tage Wanderung mit etwa 4000 Hm auf schwer zu schätzenden 70? km.


Bis zum Rafting haben wir noch Zeit. Nach der ruhigen bequemen Nacht frühstücken wir hier mit Blick auf die Almen am Savin kuk, und mit der Zeit setzt sich die Sonne mehr und mehr durch. Wir fahren an den Bergen entlang auf diesen kleinen Straßen bis zum Sedlo Pass, von wo aus man auf den Bobotov kuk wandert, wenn man es an einem Tag schaffen möchte. Der Blick auf den Prutas und in die Täler ist toll.


Wir fahren zurück nach Zabljak, kaufen SIM Cards und chillen ein wenig bei Getränken im Kacun. Zusammen mit einem Paar arabischer Israelis aus Nazareth warten wir darauf, dass wir zum Rafting an die Tara gebracht werden. Dort regnet es, während wir uns umziehen und das Boot aufladen. Von der Brücke über die Tara fahren wir ein paar km flussaufwärts und gehen dort gleichzeitig mit 4 anderen Booten aufs Wasser. Die Tara Schlucht ist wohl mit bis zu 1000 m die tiefste Europas. Das Wasser ist schön türkis, die Fahrt einfach, kein weiterer Regen, sogar hin und wieder Sonne. An einem sprudeligen Zufluss steigen wir aus und gehen zu dem schönen Wasserfall. Sehr schön ist die tiefe Schlucht. Auch an der 149 m hohen und 336 m langen Brücke von 1934 ist es sehr beeindruckend, doch in Abschnitten ohne Zivilisation natürlich noch mehr. In der Ferne leuchten Blitze und es donnert. Unser Guide bleibt gelassen, es ist weit weg. Baden wollen wir bei so wenig Sonne nicht. Und dann endet die Tour schon wieder, wir ziehen trockene Sachen an, bekommen ein Sandwich mit dem leckeren geräucherten Schinken und unterhalten uns zu fünft über schöne Naturziele, Israel und auch über Migration in Deutschland. An der Brücke schauen wir noch eine ganze Weile herum und sehen auch Ziplining.


Zurück in Zabljak fahren wir nach Ivan Do ins Monski Camp, duschen dort, trinken ein Bier und essen unsere kleinen Vorräte sowie leckeren Speck von Kroaten, von denen wir uns Tipps für ihr Heimatland geben lassen - die Inseln sind bei ihnen favorisiert. Als Schlafplatz wählen wir einen Parkplatz an der Straße hinter Sedlo, weil es dort so schön ist, mit Blick auf einen Sattelberg.


Die Fahrt aus dem Durmitor begeistert uns dann am nächsten Tag bei Licht. In Trsa nehmen wir unser Frühstück ein, müssen aber lange auf die leckeren Omelettes warten. Die Fahrt führt dann weiter auf sehr schöner Route am Stausee entlang über Pluzine bis nach Niksic, wo wir am Krupacko Jezero eine Pause mit Bad machen und danach weiter an die Küste fahren.

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