Die Moraca Schlucht beginnt breit, doch das Wasser sieht so einladend türkis aus, dass wir einen Weg hinunter zu einem Kieselstrand finden müssen. Nach dem ersten Versuch, der ohne Erfolg bleibt, gelingt es an einer zweiten Stelle. Hier nehmen wir ein Bad im sehr kühlen Fluss und genießen den felsigen Rahmen für dieses Türkis.
Auch auf der weiteren Fahrt stoppen wir immer wieder, doch an diesen Stellen im engeren Teil der Schlucht sind Abstiege kaum möglich. Hier genügt uns der Blick von oben. Es wird dunkel, und wir stillen unseren Hunger mit Lamm und Forelle nahe dem Pass bei Crkvine. Nicht weit entfernt finden wir auch einen Schlafplatz wieder einmal an einem abgelegenen Friedhof.
Die Nacht und der Morgen am Friedhof von Crkvine sind ruhig, auch beim Frühstück in einem windgeschützten Bereich. Wir fahren gut gelaunt zum Mrtvica Canyon zurück. Dort kassiert ein Anwohner eine Parkgebühr von 2 Euro. Der Weg zur Schlucht ist nicht weit, dann führt der Weg im Wald an der Mrtvica entlang. Hier nimmt Antje schon mal ein Bad, allerdings nur kurz, da das Wasser sehr kalt ist. An der Kapija Zelja, einem Felsbogen mit blauem Flusshintergrund, treffen wir einen Serben, der hier einige Nächte zeltet. Etwas später gibt es einen kleinen steilen Weg an den Fluss. Vorher steigen wir schon durch Gestrüpp zu einem Wasserfall ab. Dann nochmal auf dem kleinen Pfad zu schönen Badestellen. Hier gibt es Picnic und ein Bad im blauen Pool. Erst, als die Sonne verschwindet, gehen wir weiter und kommen zu dem Weg mit Dach im Fels. Das sieht klasse aus, von der Seite, wo der Weg auf diese Passage zusteuert, ebenso wie entlang des Weges. An einem großen Baum planen wir die nächsten Tage, etwas später an einer Bachbettmündung, der Plaja, drehen wir um, baden auf dem letzten Stück des Rückwegs nochmal und sind um 19 Uhr wieder am Auto.
Nun fahren wir nach Kolasin, kaufen ein und essen zu Abend. Auf dem Weg zum Skizentrum Jezerine wählen wir einen einfachen Schlafplatz.
Am Morgen ist der Schlafplatz gar nicht mehr ruhig, denn schwer beladene Lkw dröhnen vorbei. Unser Frühstück ein wenig oberhalb der großen Baustelle am Skizentrum wird nur von etwas Arbeitslärm gestört. Wir fahren nach Kolasin, stellen die Räder an die Busstation, und fahren weiter zum Bahnhof. Dort unterhalten wir uns mit einem Serben, bis die Bahn in Richtung Podgorica kommt. Leider ist es ein gewöhnlicher Regionalzug, nicht einer von den alten. Hoch über der Moracaschlucht bringt uns die Zugfahrt mit sehr vielen Tunnel-km in die Hauptstadt. Eine lange Wartezeit haben wir für einen entgegenkommenden Zug. Zurück werden wir mit dem Bus fahren, weil der Fahrplan viel besser passt.
In Podgorica, dem früheren Titograd, kaufen wir das Busticket für die Rückfahrt und gehen zu Fuß ins Zentrum. Es ist sonnig und heiß. Wir schlendern durch leere Einkaufsstraßen, über Plätze mit wenigen Menschen und gönnen uns in einem hübschen Hinterhof ein Bier. Auf dem Weg zurück zum Busbahnhof stürzt Harald über eine derangierte Platte auf dem Bürgersteig - eine ungeahnte Gefahr außerhalb der Berge und Wanderwege. Die Busfahrt durch die Moracaschlucht bietet wieder schöne Aussichten.
In Kolasin radeln wir hoch zum Auto am Bahnhof und fahren direkt zum Biogradsko Jezero. Dieser See ist ein beliebtes Ziel, leider auch für grölende junge Menschen, die von den Booten auf dem See störend laut zu hören sind - überall. Nach einer Weile wird die Stimmung ruhiger, angemessen für die schöne Natur. Auf ein paar Holzstegen gehen wir nach einer schönen Pause durch variantenreiches Grün. So gefällt es uns gut.
Wir fahren noch ein wenig nach Norden, finden am breiten Tal der Tara keine hübschen Stellen, essen hinter Mojkovac viel Fleisch mit Grillgemüse und finden einen Schlafplatz nicht weit von dort,
schön abgelegen.
Oberhalb von uns wird am Morgen bald gearbeitet, nun denn. Wir fahren ein kleines Stück auf der schmalen Straße und frühstücken an einer hübschen sonnigen Wiese am Hang. Die Wanderung in der Biogradska Gora beginnt am Eku-Katun Vranjak. Nach einem langen Stück Schotterstraße setzen wir uns auf einen kleinen Aussichtshügel. Zum Glück haben wir die Pause beendet und brechen auf, als eine Gruppe Jeeps hält und genau hier Pause macht.
Am Zekovo Glovo, einem Gipfel mit Funktürmen, gehen wir endlich auf kleineren Pfaden weiter. Es geht hinunter zum Pesica Jezero. Es sind nur wenige Menschen am See, aber die sind laut, so dass wir eine Seite des Sees mit etwas Entfernung ansteuern. Hier müssen wir vor feuchten Abschnitten ausweichen, finden aber ein hübsches trockenes Plätzchen und genießen die Sonne. Der gute Badestrand wird frei, also nehmen wir dort noch ein Bad.
Nun wandern wir auf den Gipfel Crna Glava, den wir unten als Kulisse hatten. Über einen kleinen Pfad gehen wir an einer Izvor (Quelle) hinunter zum Ursulovacko Jezero. Das ist in der Wanderung nicht vorgesehen, aber dieser See lädt uns ein. Wir baden nochmal, haben Sonne zum Trocknen und fühlen uns richtig wohl, ganz allein in wunderschöner Umgebung. Der kleine Pfad zurück auf den Schotterweg der Wanderung findet sich nicht immer leicht. An diesem Weg liegt dann die hübsche Izvor Biogradske Rieke, die den Biogradsko Jezero speist. Für die Rückkehr zum Eku-Katun müssen wir nochmal hoch über den Pass.
Im Eku-Katun bekommen wir Bier und Abendessen. Als Schlafplatz wählen wir an der Schotterstraße nicht weit entfernt eine Ebene, die von einer Kehre aus erreichbar ist.
Der Schlafplatz ist ruhig, das Frühstück gibt es ein kleines Stück weiter weg von der Straßenkehre. Wir fahren nicht quer über Schotter - sind ja nicht mit dem Jeep oder Mountainbike - sondern über Kolasin zum Tresnjevik Pass und ins Gebiet der Komovi zum Katun Stavna.
Bei schönem Sonnenschein gehen wir auf die Runde um die Komovi. Leider ist bald nach dem Start ein langer Abschnitt, gut 90 min, durch Wald zu absolvieren, mit nur wenigen Ausblicken. Dann öffnet sich die Landschaft am Südhang der Berge, und wir kommen durch zwei verfallene Katuns. Hier pausieren wir und bekommen dabei durch einzelne Wolken nur selten Sonne. Nun bleibt der Weg offen mit Blick auf den Kucki Kom und den Ljevorecki. Unterhalb des Rogamski Vrh kommen wir über einen 2100m hohen Pass, dann gehen wir weiter an des Westhängen der Berge entlang. An einer Quelle können wir Wasser auffüllen, doch für einen Abstecher auf den Ljevorecki ist es schon zu spät. Wir pausieren hier auf der Hochebene Ljuban, wo es einen Tümpel mit rotem und einen mit braunem Wasser gibt, in dem wir Lurche beobachten.
Der Rückweg zum Katun Stavna führt wieder durch Wald hinunter und wieder hoch. Vermutlich wäre der Umweg oberhalb noch eine Weile in der Sonne verlaufen, nunja. Am Ende füllen wir das Wasser an einer Quelle auf, wo gerade ein paar Rinder vorbeigeführt werden. Im Katun bekommen wir dann vor einer großen Gruppe aus Polen noch leckeres gegrilltes Huhn. Zum Schlafen parken wir um auf einen Platz am Fahrweg weiter oben.
Diesen Sonntag lassen wir ruhig angehen mit Blick auf die Komovi. Wir starten mit den Rädern bis zur Quelle von gestern, dann zu Fuß weiter hoch zum Sattel, den wir doch zügig um 13 Uhr erreichen. Nun wird es steil, zunächst auch mit Wiesen und Geröll, dann auch mit Kletterei und zum Abschluss auf einem Gratweg bis zum Gipfel des Kucki Kom. Bei unserer Ankunft sind noch 20 Polen dort, doch nach dem Eintreffen ihrer Nachzügler brechen sie bald auf. Gut dass sie uns nicht entgegen kommen! Nun sind wir endlich allein hier oben. Auf dem Ljevorecki sind auch Wanderer zu sehen.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück, aber an einem Gletscherfeld gehen wir ein Stück weg vom Weg und machen hier noch eine Pause in dieser schönen Kulisse. Ein Lehrer aus Brüssel Molenbek gesellt sich zu uns für ein nettes Gespräch. Am frühen Abend an unserem Auto hält ein Wagen und wir werden mit "Hallo Kölner!" gegrüßt. Eine Familie aus Köln-Mülheim, ursprünglich aus dieser Gegend, deren Tochter hier verheiratet ist - sehr nett! Ins Katun Stavna zum Abendessen fahren wir mit den Rädern; diesmal ist es nicht so lecker, und draußen sind die Polen zu Gast. Den Weg zurück zum Auto im Dunkeln gehen wir zu Fuß ohne Probleme.
Nach einem weiteren Frühstück mit diesem schönen Ausblick fahren wir ins Prokletje.
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