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Prokletje

Aus dem Komovi fahren wir zunächst nach Plav. In der Nähe eines Hotels am See suchen wir uns etwas abgelegen einen gemütlichen Platz auf einer Wiese bei kleinen Booten. Hier ist auch ein kurzes Bad drin, und unter einem Baum finden wir Schatten gegen die Sonnenhitze. Dann kommen 3 Männer und reparieren eines der Boote - hm, eine zeitweise Störung also auch hier.


Wir fahren weiter nach Gusinje zu den Ali Pasha Quellen. Dort nehmen wir die Räder. Auf dem schönen Abschnitt an den Kalkfelsen entlang müssen wir schieben. Danach geht es auf der Straße weiter. Nun kommt direkt eine steile Steigung hoch nach Vusanje, dann rollen wir hinunter zum schicken Grla Wasserfall. Im Gespräch bekommen wir den Maja e Jeserca empfohlen, den höchsten Gipfel im Prokletje. Im Restaurant entspannen und unterhalten wir uns weiter, das Auto wird schnell geholt, und die Planungen der Mehr-Tages-Wanderung nehmen Gestalt an. Im Gespräch mit Peaks of Balkan -Wandererinnen wird bestätigt, dass auf diesen Routen einige Leute unterwegs sind. Einen Schlafplatz finden wir an einer Brücke in der Nähe.



Mit einem frühen Frühstück gelingt uns der Aufbruch mit den Rädern noch vor 9 Uhr. Am Syni Skakavcit (blaues Auge) halten wir und betrachten diese Quelle mit ihrer tollen Farbe. Antje nimmt sogar ein Bad, kommt aber zügig nach einer kleinen Runde wieder raus. Dann tauchen 3 Jungen mit einem Hund auf - keinen Moment zu früh. Zurück bei den Rädern reden wir kurz mit einem ankommenden Paar, die erzählen, dass die Quelle 4 Grad kaltes Wasser in den Pool gibt - aha, hui!


Weiter geht es noch ein Stück auf dem Peaks of Balkan-Abschnitt, dann biegen wir in Richtung der Seen ab. Nach unangenehmer Steigung auf grobem Schotter stellen wir die Räder ab und wandern zum nahegelegenen Katun. Es ist verlassen; wir schauen uns drinnen ein wenig um. Danach kommt ein steiles Stück bergauf im Wald, und endlich haben wir freieren Blick durch das Tal. Bald überqueren wir die Grenze nach Albanien, wovon man nichts merkt. Etwas später kommt der erste der Seen. Hieraus filtern wir frischen Wasservorrat. Nah neben uns im See beobachten wir eine Schlange, die sich erst nach einiger Zeit davon schlängelt. Wir nehmen dann auch noch ein Bad, bevor es weiter an den anderen Seen entlang geht. An der besten Stelle am größten See sitzt bereits ein Paar. Wir gehen nun wieder bergauf in Richtung Maja e Jeserca.


Als Zeltplatz wählen wir ein ganzes Stück oberhalb ein Gelände mit guter Aussicht auf die Berge. Der vielleicht beste Platz liegt noch unter einem kleinen Schneefeld. Etwas Suchen und Probieren, dann steht das Zelt, wir lassen schweres Gepäck hier und starten zu unserer Gipfeltour. Auf dem Stück zurück zum Weg zieht sich eine Kreuzotter zurück. Beim Anstieg folgt zunächst ein ausgedehntes Schneefeld. Dann folgen Abschnitte auf grobem Schotter und Felsen, einem etwas steileren Schneefeld weichen wir oberhalb über Felsen aus und queren dann wieder zum Weg. Weitere Felspassagen, zwei weitere Schneefelder und nochmal Felsen, dann stehen wir vor dem bis dahin steilsten Schneefeld an der Nordseite des Maja e Jeserca. Danach wird es auf einem Grat entlang ohne weiteren Schnee noch 150 m  bergauf gehen. Trotz unserer Grödel und Stöcke ist der versuchte Aufstieg von Rutschen unterbrochen, und das obere Ziel noch zu weit. Wir stoppen die Versuche, machen hier auf 2450 m Höhe eine Pause auf warmen Felsen. So ist es schon fast 6 Uhr, als wir uns auf den Rückweg machen. Mit weniger Unsicherheit als befürchtet kommen wir 2 Stunden später wieder zum Zelt, kochen und kuscheln uns bald erschöpft unter den Schlafsack.


Mit tollem Blick auf die Jeserca und Co frühstücken wir. Den Wasservorrat erweitern wir mit Schneewasser. Heute wollen wir auf den Arapi. Zunächst geht es über einen Sattel hinüber ins Tal, in dem der Peaks of Balkan Weg verläuft. Nach einem steilen Abschnitt bergab halten wir uns am Hang auf etwa gleicher Höhe. Hier finden wir wieder einen nur wenig holprigen Zeltplatz und sind zügig danach wieder unterwegs. Der Weg kommt dann mit dem Peaks of Balkan Weg zusammen, und wenig später an einer Wasserstelle vorbei - endlich! Die Flaschen und unsere durstigen Körper werden gut aufgefüllt. Die nächste Möglichkeit wird erst auf dem Rückweg an gleicher Stelle gegeben sein. Generell sind die Wasserstellen leider die größten Einschränkungen beim freien Wandern im Prokletje.


Am Qafa e Peje, dem Pass nach Thethi, sind einige Wandergruppen. Wie schön war es doch abseits von diesem Weg. Von hier steigen aber offenbar nur wenige auf den Arapi. Wir gönnen uns unterwegs eine Stärkung mit Blick ins Tal vom Thethi. Nach knapp 2 Stunden vom Pass aus sind wir nach einigem Auf und Ab auf dem Gipfel, der mit 2217 m Höhe im Vergleich mit dem umliegenden Bergen eher klein ist aber mit seiner 800 m hohen steilen Südwand dennoch beeindruckend und vom Ausblick auch fantastisch. Allein bleiben wir hier nicht, da Tschechen mit jugendlichen Söhnen kurz nach uns ankommen und auch bei unserem Abstieg noch eine gewisse Zeit zu hören sind.


2 Stunden später sind wir wieder an der Wasserstelle. Wir duschbaden uns und füllen die Wasservorräte vollständig auf. Am Zelt kochen wir gleich und sinken wiederum erschöpft hinein.


Mit leckeren Walderdbeeren peppen wir heute das Frühstücksmüsli auf. Gut gestärkt geht es über den Pass zurück zu den Seen mit Blick auf den Maja e Jeserca. Hier wollen wir auf jeden Fall eine ausgiebige Pause machen, vielleicht sogar noch einmal zelten. Doch am großen See hat sich eine Gruppe mit Zelten niedergelassen. Daher gehen wir einen See weiter, sind dort allein, baden, essen etwas und chillen. 


Doch kurz vor 5 Uhr treten wir den Rückweg an, sind nach 90 min an den Rädern und stoppen nur nochmal für ein erfrischendes Waschen im Bach. Um 7 Uhr sind wir wieder am Grla Wasserfall am Auto und essen zu Abend. In Plav kaufen wir ein; hier sind wie auch in Gusinje viele Leute auf den Straßen. Einen angenehmen Schlafplatz finden wir auf einem Seitenweg im Grbaja-Tal.


An unserem Schlafplatz bleiben wir ungestört, werden beim Frühstück freundlich von Spaziergängern gegrüßt. Nur einmal müssen wir kurz mit dem Auto Platz machen für einen Durchfahrenden. Wir parken am Katun Skala und starten zu unserer Wanderung auf den Sjeverni, einen Gipfel der Karanfili-Bergkette, die wir gestern von den Seen aus bewundert haben. 


Insgesamt werden es 4 Stunden Anstieg sein. Im Tal auf 1100 m durch Waldabschnitte, dann über Wiesen, Fels und Geröll geht es auf den Pass Krosnjina Vrata zu. Bevor wir ihn erreichen, umgehen und überklettern wir Schneefelder. So kommen wir mitten in die Karanfili-Bergkette. Nun gibt es ab und zu Sicherungsseile, weiter Steigen und leichte Kletterei. Oben auf dem Sjeverni (2460 m) sind wir allein und haben tolle Sicht in viele Richtungen.


Nun geht es ein Stück zurück, dann an einem gerölligen Hang entlang hinüber zur Suplja Vrata, den Küssenden Katzen. Durch dieses Felsauge muss man klettern, und hier oben ist es nun nicht mehr durchweg sonnig, sondern windig. Na gut, also gehen wir weiter, wieder hinab, nun leider sehr geröllig, und machen noch eine Rast an einem schönen Aussichtspunkt über dem Grbaja-Tal. An der Quelle im Tal waschen wir uns den Wanderschweiß ab und füllen das Wasser auf. Bei Lamm und Forelle unterhalten wir uns mit Belgiern über unsere Wandererfahrungen. Nicht weit finden wir auch wieder einen Schlafplatz. 


Im Grbaja-Tal frühstücken wir mit Blick auf die Berge, dann fahren wir nach Süden über die Grenze nach Albanien und parken in Lepushe am Qafa e Bordolecit auf 1350 m. Heute wandern wir in Richtung Thethi, so lange wir Lust haben.


An einem hübschen Bach machen wir eine kurze Pause, dann führt der Weg aus dem Wald in eine schöne Almlandschaft. Am nächsten Pass, dem Qafa e James ändert sich das Bild. Nun ist es wieder karger und felsig. Nach einer Passage mit Abstieg geht es wieder hinauf zum Qafa e Lagojve auf 2190 m. Nun haben wir Sicht auf bekanntes Terrain; es ist allerdings weit entfernt und scheint auf dem folgenden Stück keine Besonderheiten zu bieten. Nach dem Picnic in heißer Sonne wandern wir zurück.


An den Almen kommen zwei Jungen zu uns und fragen, ob wir Kaffee trinken möchten. Sie zeigen auf einen kleinen Hof, in dessen Nähe Leute auf dem Feld arbeiten. Wir folgen ihnen und unterhalten uns bei einem Bier mit der ältesten Tochter auf Englisch, was sie in Shkodra gelernt hat, über die Gegend und das Leben hier. Sie ist mit den Geschwistern hier, um den Großeltern zu helfen, und bald würde sie gern eine Berufsausbildung im Ausland, z.B. in Deutschland, machen. Wir kaufen ihr noch Blaubeeren und Schafskäse ab, beides sehr lecker. Auf dem Rückweg baden wir im Bach und sind zügig wieder am Auto. Dort bekommen wir zum Essen guten Weißwein, und etwas entfernt auf der Wander-Fahrstraße parken wir zum Schlafen.


Bei der Wanderung am Samstag hatten wir unsere gesamte Umgebung für uns. Heute am wiederum heißen Sonntag hoffen wir wieder auf gute Aircondition und wenig Leute. Beim Frühstück am Schlafplatz werden wir als erstes von 2 Männern freundlich gegrüßt. Sie tragen einen 10 l Eimer voll mit Blaubeeren, sind wohl früh aufgestanden. Auch andere Spaziergänger grüßen.


Wir fahren nach Selca und parken am Weg zum Wasserfall Ujevara e Selces. Beim Wandern schwitzen wir. Es geht teilweise auf Geröll bergauf am Hang entlang, dann in einem waldigen Abschnitt hinüber, an dem auch zwei Hütten etwas versteckt liegen. Über eine Brücke und dann nochmal ein Anstieg, dann stehen wir etwas oberhalb des Pools und staunen, dass hier am Wasserfall niemand ist. Wir richten uns gemütlich ein, baden, essen etwas, chillen und genießen die optimale Mischung aus Sonne und der frischen Wasserfall-Brise. In der Zeit von 12 bis 6 Uhr ändert sich das Licht auf dem Ujevara e Selces beständig. Als wir zusammenpacken und gehen, sind oberhalb zwei Polen eingetroffen. Wir stoppen auf dem Rückweg nochmal kurz vor dem Auto an einer hübschen Gumpe und nehmen noch ein Bad.


Auf der Fahrt in Richtung Skadarsko Jezero (Skadarsee) stoppen wir ab und zu und finden in Rapsh im zweiten Versuch einen guten Schlafplatz auf der Hochebene. Hier kochen wir und schlafen dann ungestört.

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