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Hinauf: Kathmandu, Lukla, Phakding, Namche, Khumjung, Thame und Lungde

Nepal lässt die Quarantäne für Geimpfte fallen. 1 1/2 Wochen vor unserer geplanten Albanienreise rotieren unsere Gedanken. Wir kontaktieren Nepal-Guides direkt und bekommen umgehend zwei passende Angebote. Also buchen wir schon quasi zu spät und somit teure Turkish Airlines Flüge, den Hinflug in der Business Class. Dann sagen wir Chandra zu, dem Guide mit der 3-Passes-Tour in der Everest Region, und überweisen eine Anzahlung. Die Albanienreise lässt sich auf Ostern verschieben. Puh! Was für eine aufregende Entscheidung!

Also geht es am Freitag los. Die S-Bahn, die wir nehmen wollen, fällt offenbar aus, also lieber eine früher als später. Und so verlassen wir recht hektisch das Zuhause. Aber der übrige Reiseverlauf verläuft entgegen der Befürchtung wie geplant. Die Abwicklung in Köln/Bonn ist nicht vom Ferienbeginn beeinträchtigt, das Umsteigen in Istanbul ist mit etwas Strecke im Flughafen verbunden, klappt aber inklusive aller Prüfungen der Papiere und Nachweise ohne Probleme. In Kathmandu wird nochmal das PCR-Testergebnis beim Eingang in das Flughafengebäude geprüft. Dann kommt die Frage, welche Schlange die richtige für uns ist. Visa-on-Arrival-Antrag an einem Computerterminal, dann bezahlen, dann in die Tourist-Visa-on-Arrival-Schlange. Nach all dieser Abwicklung ist das Gepäck schon vom Band, und wir müssen es suchen. Auch alles da, yeah! Raus aus dem Gebäude und zu Chandra, unserem Guide.


Es ist Mittagszeit nach Ortszeit in Kathmandu. Chandra empfängt uns anlässlich des Dashain Festes mit einer Phulmala (Blumenkette) und einem Dhaka Topi (Kappe). Nach der Autofahrt ins Moonlight Hotel im Stadtteil Thamel, gehen wir dort die Ausrüstung gemeinsam durch und packen daraufhin unsere Sachen in die Dufflebacks. Wir schlendern zusammen durch Thamel, gehen später auch in der Nähe im Gokarna Abendessen. Das ist lecker, und die Show mit Folklore-Tanz lockt uns sogar noch auf die Bühne zum Mittanzen.


Heute fliegen wir in die Berge nach Lukla, dem wohl gefährlichsten Flugplatz der Welt. Nunja, hoffentlich, denn an den letzten 3 Tagen wurden alle Flüge dorthin abgesagt. Wir kommen um 8 Uhr zum nationalen Terminal am Flughafen in Kathmandu. Nach einigem Diskutieren und viel Warten, heben wir um 13:15 Uhr endlich ab. Wir haben uns links in die kleine Propellermaschine mit vielleicht 30 Plätzen gesetzt. Von hier kann man die Berge sehen, kurz bevor wir landen. Nunja, die Sicht reicht nicht aus. Wir sehen fast nur Wolken, doch die Landung auf der kurzen Landebahn, die etwas aufwärts führt, klappt ganz ohne Probleme. Nun kann es wirklich losgehen!


Gopal, unser Porter (die englischen Begriffe finde ich schöner als Träger und Führer), hilft schon hier beim Transport der Taschen aus dem Flugplatzgebäude. In Lukla wollen wir ein wenig den Hunger stillen. In einem kleinen Café bestellen wir etwas, müssen aber lange warten. Ein großer Spanier kommt herein, bestellt nur Kuchen und Kaffee und bekommt dies recht zügig. Wir unterhalten uns. Er hat gerade die Tour zum Everest Base Camp auf eigene Faust gemacht. Und dann stellen wir fest, dass Harald und er 2015 beim BBS-Funcup, einem privat organisierten Fußballturnier als Nachfolger eines Bayer-Events, gegeneinander gespielt haben. Mal wieder so eine Knaller-die-Welt-ist-klein-Geschichte! Er gibt uns sogar noch Medizin, die er (wie wir) nur zur Sicherheit verfügbar haben wollte.


Und nun um halb 4 Uhr beginnt die Wanderung. Chandra kümmert sich wie immer um alles. Einige Male sind Permits für den Zugang in den Sagarmatha Nationalpark abzuwickeln. Sagarmatha klingt noch schöner als Everest. Von 2800 m geht es meist bergab nach Phakding. Es ist trocken und warm, aber wolkig. Viele andere Wanderer, Porter und Rinder sind mit auf der Strecke, sogar auf einer langen Hängebrücke. Kurz vor 6 kommen wir in der Unterkunft an und gönnen uns zum Abendbrot ein Bier. Es ist das Sherpa-Bier, auf dem auch Khumbu-Kölsch steht - Khumbu ist der Name der Teilregion. Sehr lecker! Nur leider werden wir oft vergeblich danach fragen.


Noch vor 8 Uhr wandern wir wieder nach einem guten warmen Frühstück. Wieder sind viele Wanderer und Tiere auf dem komfortablen Wanderweg. Außer Eseln, Mulis und Rindern sehen wir heute auch Yopke, eine Kreuzung aus Rind und Yak, das oft als Lastentier eingesetzt wird. Wir überqueren im Ort schon eine kleine Brücke, wenig später kommt eine lange Hängebrücke über den Dud Koshi (Milchfluss oder Weißen Fluss). In Monjo gibt es wiederum eine Permitkontrollstelle mit einem Modell der Bergwelt, auf dem auch unsere Route über die 3 Pässe eingezeichnet ist. Nach einer weiteren Hängebrücke erreichen wir Jorsalle und essen dort, leider ohne Blick auf den Fluss oder Berge, dafür aber zügig.


Eine weitere Hängebrücke führt wieder über den Dud Koshi, dann sehen wir bald über uns die neue Hillary Bridge mit ihren vielen Gebetsfähnchen. Es ist die letzte Brücke, nun kommen fast 800 m Anstieg bis Namche (3400 m). Nach kurzer Zeit gehen wir ein kleines Stück vom Weg zum ersten Everest Aussichtspunkt. Weit weg ist er, aber klar erkennbar. Noch vor 14 Uhr erreichen wir Namche und bekommen in unserer Unterkunft, dem Snow Land Hotel, wieder etwas zu essen und Tee (meist Ginger Lemon), was wir auf der oberen Terrasse mit Blick auf den Kongde in der Sonne genießen. Wir gehen mit Chandra durch Namche und schauen nach Ausrüstung. Verblüffend ist, dass wir in dem Laden eines Freundes von Chandra, der nach dem Frühjahr 22 schließen wird, vetrauenswürdige Markenware bekommen. Wir gehen mit einem neuen Paar Wanderschuhen für Antje, einem Tagesrucksack für Harald und weiteren guten Dingen zurück ins Hotel.


Auf das Frühstück müssen wir warten, aber um halb 8 können wir zur Ausflugswanderung ins Khumjung Tal aufbrechen. Früh am Morgen ist es wolkenlos. Der erste Blick auf den Kungde ist super, vom Hubschrauber-Landeplatz sehen wir auch den Ama Dablam, den Berg mit der auffälligsten Form. Wir steigen zügig hinauf, kommen an einer Stupa, einem Gebetsmal vorbei, gehen dann einfach den Hügel weiter hoch. Nun können wir Yaks, die hier grasen, mit auf die Bergpanoramafotos nehmen. Weiter geht's hinüber zu einem Everest Aussichtspunkt. Hier treffen wir Melissa und Jordy, Niederländer aus der Schweiz, die wir noch in einigen Unterkünften wieder treffen werden. Am Everest Viewpoint Hotel können wir an einem eigentlich reservierten Tisch schnell ein paar Fotos machen, bevor wir einen anderen Tisch nehmen müssen. Die ganze Reihe an Bergen mit den klingenden Namen Tengiragite, Papcermo, Khumbuyula, Khusum Khangaru, Ama Dablam, Tauche, Sagarmatha (Everest), Lhotse, Island Peak und Thamserku können wir auch von hier aus sehen. So langsam stören aber auch Wolken die klare Sicht.


Wir wandern nun von 3850 m wieder hinab nach Khumjung. Hier gibt es die Hillary Schule und ein Kloster sowie gelassenes Dorfleben. Wir essen draußen Mittag und gehen dann den hübschen Weg über den Khumjung La zurück hinunter nach Namche. Dort schauen wir uns das Mountain Museum an, zuerst Räume mit alten Ausrüstungsgegenständen, dann eine Präsentation von Fotos zur Geschichte und zu Besonderheiten der Gegend. Im Hotel essen wir am Abend leckeres Yak (Hack) Steak.


Heute ist Mittwoch, und am kommenden Mittwoch werden wir nach Namche zurückkehren. Um 8 Uhr kommen wir zunächst wieder am Hubschrauber-Landeplatz vorbei, wieder mit klarer Sicht auf den Ama Dablam und den Kungde. Mit einigem Auf und Ab geht es oberhalb des Bhote Koshi (Chinaflusses) am Hang entlang. Am Thamo Kloster drehen wir die Mandala im glückbringenden Uhrzeigersinn. Wir wandern unsere Runde ja auch im Uhrzeigersinn. Unterwegs singt ein Spotted Laughingthrush markant, aber wir sehen sie nicht, die gepunktete Lachdrossel(?). Eine kurze Pause direkt am Bach, dann kommen wir bereits nach Thame (3750 m). 


Nach dem Mittagessen, leckeres Sherpa Stew, wandern wir zunächst auf einen Moränenhügel gegenüber des Ortes. Dort ist die Yakherde teilweise unruhig, so dass wir auf dem gleichen Weg zurück gehen. In der Ferne sehen wir zwei Geier. Hinter Thame geht es hoch zum Kloster. Auf dem Weg haben wir Ausblick auf große Teile unseres morgigen Wegs. Das Kloster ist wirklich hübsch, und wir haben Glück, dass wir als Zuschauer zum Gebet hinein dürfen. Jetzt senkt sich die Sonne hinter die Berge und es wird kühl. In der Unterkunft ist wie immer nur der Essensraum beheizt. Außer dem vielen Trinken besonders von heißem Wasser hilft auch eine Mütze oder Kapuze im Schlaf gegen Kopfschmerzen oder Stress für den Körper und so gegen die Höhenkrankheit.


Von Thame wandern wir um 8 Uhr wieder über den aussichtsreichen Weg, schauen in die Ferne und auf die Stupa im nächsten Ort, zu der wir hinunter gehen. Die schneebedeckten Gipfel im Nordosten setzen sich wunderschön gegen den klaren blauen Himmel ab. Hinter uns kommen bald Wolken. Wir steigen einigermaßen gelassen weiter, essen in Marulung Mittag. Wir überqueren die 4000 m Höhe und erreichen gut gelaunt Lungde auf 4300 m. Nach einem Tee ist noch Zeit für einen Ausflug am Hang entlang. Die Landschaftsformen führen zu ein wenig mehr Auf und Ab, als uns lieb ist. Es ist in einigen Bereichen windig, so dass wir uns eine schöne Stelle mit Blick nach Norden, auf die Route nach Tibet, suchen, die nicht vom Wind erreicht wird. Bevor es kalt wird sind wir um 16 Uhr zurück und planen mit Chandra den nächsten Tag, den ersten über 5000 m, während uns draußen nun Wolken einhüllen.

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