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Himalaya: Renjo La, Gokyo Ri, Cho La, Kalopatthar, Everest Base Camp

Heute wird es anstrengend: über 1000 Höhenmeter Aufstieg auf 5360 m. Daher stehen wir sehr früh auf und starten schon um 6 Uhr mit dem Sonnenaufgang. Antje hat kaum geschlafen, fühlt sich entsprechend schlecht, kämpft sich aber erfolgreich durch den ganzen Tag.


Im ersten Licht um 6 Uhr geht es los. Auf dem ersten Abschnitt gehen wir mit einer kleinen Yak-Herde und ihrem Hirten am Hang entlang hinauf. Bis wir um 8 Uhr im Sonnenschein gehen, bleibt es kalt. Mit kleinen Schritten gehen wir die Steigung hinauf, hier oben ist die Anstrengung enorm. Um halb 10 Uhr passieren wir die 5000 m Höhenlinie. Etwas später pausieren wir an einem See, sehr hübsch hier, und die Pause tut gut. 2 Stunden brauchen wir von hier noch auf den Renjo La. Nun ist es nicht mehr geröllig sondern felsig. Der Weg ist weiterhin sehr gut gewartet. Nur auf dem letzten Abschnitt ist es holpriger. Hier ist ein Stück des Weges abgerutscht. Es ist nicht waghalsig, nur etwas unbequemer, und das bei der Anstrengung.


Auf dem Renjo La sind wir nicht allein; die Niederländer aus der Schweiz grüßen kurz und brechen auf, und ein britisches Paar ist mit uns dort. Klare Sicht auf die weit entfernten 8000er und hinunter auf den türkisen Gokyo Lake. Wir sind geschafft, erholen uns mit diesem Ausblick aber sehr gut. Wir genießen es 1 1/2 Stunden, besonders als wir allein sind und auch die Porter ruhig sind und sich etwas abseits aufhalten. So ist es ein unbeschreiblicher Genuss - vielleicht der schönste Aussichtspunkt überhaupt.


Nun kommen Wolken auf. Also gehen wir hinunter zum Gokyo Lake. Es gibt weitere schöne Ausblicke und ein paar steile Passagen. Dann sind wir auf 4700 m und beobachten am Seehang grasende Yaks. Wenig später erreichen wir unsere Lodge. Antje muss sich intensiv ausruhen. Hier ist auch das Abendessen eine anstrengende Aufgabe. Der Yak Sizzler ist sehr lecker. Nach heißer Mango geht es früh ins Bett.


Nach einem guten Frühstück geht es um 7 Uhr aus dem Haus. Wir steigen auf den Gokyo Ri. Nach einer Stunde sind wir auf 5000 m, nach einer weiteren auf dem Gipfel, der mit 5360 m genau so hoch wie der Renjo La ist. Wir haben wieder klare Sicht. Von hier aus sieht man 4 8000er, nämlich nun auch den Cho Oyo. Klasse! Wir genießen die Zeit, unterhalten uns wieder mit dem britischen Paar und brechen auf, als die Niederländer aus der Schweiz eintreffen und die Wolkenbildung beginnt. Eine Pause mit Blick auf den See genehmigen wir uns noch beim Abstieg. Unten am See ist gerade ein Helikopter gelandet, und die Ausflügler haben Stühle und einen Tisch am See bereitgestellt bekommen. Nunja.


Nach einer warmen Dusche und dem Mittagessen genießen wir die Sonne vor der Lodge, bevor es zu unserer heutigen Unterkunft nach Dagnag geht. Auf dem ersten Abschnitt sind Tibetanische Berghühner mit uns unterwegs, dann kommen wir auf den Gletscher. Er ist komplett mit Staub bedeckt, man erkennt den eisigen Untergrund nur an einigen wenigen Stellen. Und der Weg geht beständig auf und ab. An der Moräne angelangt müssen wir sie erklimmen. Danach wandern wir flach hinab zum Ressort, wo wir nach leckerem Dal Bhat wieder erschöpft ins Bett fallen, auf gut 4600 m Höhe. Morgen geht es über den Cho La, den zweiten Pass.


Es ist Sonntag, und wir starten um halb 7 Uhr. So sind wir noch vor 8 Uhr wieder über 5000 m. Auf dem Sattel auf einer Moräne machen wir Pause und treffen so einen deutschen Bergsteiger nochmal, der wegen des angekündigten Schnees an den nächsten Tagen heute den ersten Gipfel erreichen möchte. Für uns führt der Weg ein Stück hinab, bevor es im letzten Anstieg nochmal 350 m hinauf geht. Heute ist es bedeckt, und auf dem Abschnitt kurz vor dem Cho La liegt ein wenig Schnee. Um 10:15 Uhr erreichen wir den Pass, sehen hier auf 5340 m aber nicht weit, weil wir in einer Wolke stehen.


Die Pause ist entsprechend kurz. Gopal, unser Porter, kommt und trägt unsere Tagesrucksäcke auf dem Abstieg. Denn hier beginnt nach wenigen Metern ein großer Gletscher, über den der Weg führt. Mit den Grödeln ist es recht sicher, dennoch freuen wir uns über diese unglaubliche Unterstützung. Nach dem Gletscher nimmt Gopal wieder das große Gepäck, und wir steigen weiterhin in der Wolke ab. Kurz vor dem Mittag in Dzongla überholen wir eine große schwedische Gruppe, die um 4 Uhr gestartet ist. Hm, so angestrengt, wie wir uns fühlen, so langsam sind wir wohl doch nicht.


Um 14 Uhr wandern wir den letzten Abschnitt heute. Es geht oberhalb vorbei an einem großen See, der unter den Wolken trotzdem mit türkiser Farbe überrascht. Doch der mögliche Blick auf die obere Bergwelt, den Ama Dablam zum Beispiel, fehlt uns sehr - sehr ärgerlich! Auf dem Stück vom See hinauf nach Lobuche (4900 m) ist wenig zu sehen. Selbst Chandra, unser Guide, ist weit voraus und bereits länger in der Unterkunft, als wir eintreffen. Für den morgigen Tag entscheiden wir uns für ein großes Programm und somit für 4 Uhr aufstehen.


In der Nacht stören leider immer wieder bellende Hunde. Hier auf 4900 m schläft man auch nicht so schnell wieder ein. Mit Stirnlampen starten wir um 4 Uhr und erreichen nach 2 Stunden Gorak Shep, wo wir in unserer späteren Unterkunft ein gutes Frühstück bekommen. Gut gestärkt geht es noch vor 7 Uhr hoch auf den Kalopatthar. Um 8:30 Uhr sind wir auf diesem höchsten Punkt unserer Tour: 5550 m. Doch die Wolken haben sich im Verlauf des Morgens eher verdichtet als verzogen. Auch die früheren Gipfelstürmer dieses Aussichtsbergs hatten es nicht besser. Wenigstens ein paar Male zeigen sich die Gipfel des Nupse und des Everest zwischen den ziehenden Wolken. Late Monsun verhindert den richtigen Blick aus der Nähe auf diese großen Bergmassive. Auch der Khumbu Icefall neben dem Everest Base Camp ist nicht gutbzu sehen. Wirklich schade!


Das blaue Loch am Himmel beim Abstieg zieht nicht an den großen Bergen vorbei. In Gorak Shep muntert uns das Mittagessen nur wenig auf - wir hatten so gehofft, dass die frühen Stunden noch klarere Sicht geben. Wir starten um 12 Uhr zum Everest Base Camp und treffen überrascht schon um 13 Uhr dort ein. Hier sind natürlich einige andere Wanderer unterwegs. Doch hinunter zum Eisrand geht niemand außer uns. Hier strahlt das Eisblau trotz der vermissten Sonne. Wieder oben im Camp, wo nur im Frühjahr Betrieb mit Expeditionen und entsprechenden Zelten ist, entdecken wir einen rosabraunen Vogel. Er scheint genug Essen zu finden, unglaublich in dieser unbelebten Landschaft.


Auf dem Rückweg gehen wir durch leichten Regen, so dass es uns danach am Ofen besonders gut gefällt. Ein anstrengender Tag, alles versucht, aber nicht zufrieden. Und morgen werden wir früh geweckt, falls die Sicht nochmal besser ist. Doch die Wetteraussichten sind schlecht, so dass der Weg über den dritten Pass keine Option wird.

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