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Pyrenäen auf dem HRP Tag 1 - 8: Einstieg in Lescun bis ins Vallee d'Estaube hinter Gavarnie

Tag 1: Lescun - Lac d'Arlet

17,5 km, 1565 m Aufstieg, 480 m Abstieg

Nach dem kurzen Frühstück in der Unterkunft gehen wir mit Markus in stärker werdendem Regen zur Bushaltestelle am Bahnhof in Oloron-Ste Marie. Kein Bus kommt, der nächste Zug nach Bedous wird auch von einem Bus übernommen, aber erst 11:30 Uhr. Uber bietet keinen Fahrdienst; das kann man erst ermitteln, wenn man ihn wirklich anfordert. BlaBlaCar bietet eine Mitfahrt in der Nähe, aber erst um 13:30 Uhr. Puh! Es regnet weiter. Was nun? Nach weiteren Recherchen rufen wir - nun bereits zu normaler Frühstückszeit - in unserer Unterkunft an und fragen unseren Wirt, ob er noch eine Idee hat ... und ob er das französische Paar fragen kann, ob sie nicht heute in Richtung Bedous oder Lescun fahren möchten. Ja! Wir haben Riesenglück! Die beiden bringen uns zum Start. Wir 3 sitzen mit unserem großen Rucksack auf dem Schoß im kleinen Auto und sind glücklich. Auf der Fahrt in das Tal hinauf wird die bislang dichte Wolkendecke locker, die Sonne kommt durch. Wir werden bis nach Lescun gebracht. Und immerhin hat Markus eine gute Idee, dass er dem Paar eine seiner zahlreichen deutschen Schokoladen gibt, weil sie natürlich kein Geld annehmen wollten, obwohl sie uns diesen Start so sehr erleichtert haben.

 

10:45 Uhr, Wasser wird in die Trinkblasen gefüllt, die richtige Kleidung gewählt, und los geht's. Eine Weile wandern wir zu dritt, gehen ernüchtert doch noch einmal durch Nebel oder eine Wolke, aber das Wetter ist deutlich besser als befürchtet. YR (häufig der Pessimist unter den Wetterdiensten, yr.no) kündigte 40 mm an. Doch wir geraten in keinen Regen, sehr schön! Mit einer Pause lassen wir Markus dann sein Tempo ohne uns gehen - er ist viel schneller und setzt seine Stöcke beim Bergaufgehen wirklich parallel zum Schwung ein. Einige Zeit später treffen wir ihn bei seiner Pause wieder. Er sagt direkt, wir brächten die Sonne mit. Gut, dann folgt unsere nächste Pause bald, denn wir finden eine windarme Stelle am Hang, wo die Sonne wärmt. Der Blick ist manchmal ungetrübt, manchmal zieht Nebel oder eine Wolke durch, und im Tal hängt meist eine Wolkendecke.

 

Am Col de Pau geht der Wind. So ist die Sicht sehr gut, ein Blick nach Spanien, aber dann doch wieder der Blick auf die französische Seite, denn dort läuft gerade eine Gruppe Bergziegen oder Gemsen am Hang gegenüber unter den Felsformationen. Zwei Geier kreisen, vorher waren die Murmeltiere nur zu hören. Tageswanderer fragen nach unseren Plänen und nicken beeindruckt. Für uns geht es auf dem Kamm entlang der Grenze durch weitere Abschnitte der grau-grünen Landschaft. Nun regnet es doch noch kurz, mit Graupel. Wenig später erreichen wir den Lac d'Arlet und das wegen Umbau geschlossene Refuge. Markus' Zelt steht auf einem erhöhten Bereich. Wir stellen unseres sehr nah an den See, weil hier weniger Windeinfluss zu erwarten ist. Während des Aufbaus kommt der nächste Regen, wieder nicht viel aber ärgerlich gerade in diesem Moment. Wir waschen uns danach im See, kochen unser Abendessen und unterhalten uns noch mit Markus. Ein weiteres Paar kommt an den See und baut das Zelt in Sichtweite auf - hm, nicht so ruhig wie erhofft.


Tag 2: Lac d'Arlet - Col Somport

19,5 km, 1100 m Aufstieg, 1430 m Abstieg

Der Lac d'Arlet und unser Zelt sind am Morgen im Nebel der einen großen Wolke, die uns den Tag über nicht loslassen wird. Etwas betrübte Stimmung haben wir beim Frühstück. Markus ist schon weg. Das andere Paar startet fast mit uns, bleibt dann aber wohl noch ein wenig. Wir sehen sie auch später nicht mehr. Von der Landschaft um uns herum bekommen wir nur 50 bis 200 m zu sehen. Die Pflanzen am Weg sind ausreichend nass, um unsere Schuhe und bald auch Füße ebenso nass zu machen. An einer Brücke über einen Bach machen wir Pause, weil die Nässe der Wolke gerade weniger dicht ist. Die Pause wird unterbrochen durch eine sehr große Herde Schafe, die hier über den Bach gehen - getrieben werden sie nicht. Unser Picnic machen sie uns nicht streitig. Wir wandern weiter durch das grau-grüne Bergland zum Lac Estaen. Gut zu wissen, dass er hier ist. Das andere Ufer oder so etwas wie seine Farbe können wir nicht ausmachen. Es folgt eine sehr schöne Felslandschaft, in der wir noch eine Pause machen. Nach einem Waldstück kommen wir zur Gave d'Aspe. Dann geht es runter nach Candanchiu, wo der Laden nicht geöffnet ist. Auch eine Möglichkeit zum Essen gibt es hier nicht. Wir gehen weiter zum Col Somport, wiederum der Grenze mit Frankreich. Dort ist auf der spanischen Seite die Albergue Aysa. Hier bestellen wir uns Bier und Essen und beschließen auch, ein Zimmer zu nehmen. Mit Wein und Kuchen auf dem Zimmer duschen wir uns und trocknen insbesondere die Schuhe. Wie geht es mit dem Wetter wohl weiter?


Tag 3: Col Somport - Refuge Pombie (etwas unterhalb)

15,5 km, 1250 m Aufstieg, 1075 m Abstieg

Beim ersten Blick aus dem Fenster der Auberge Aysa sehen wir draußen immer noch nur Nebel. Dementsprechend gemütlich startet der Tag. Doch schon, als wir zum Frühstück hoch in den Essensraum gehen, scheint die Sonne, klare Sicht. Um kurz nach 9 Uhr wandern wir wieder und sind freudig unruhig, nun schönes Wetter zu haben - wie lange? Ein paar Wolken werden ab und zu stören, aber sonst ist es schön. Vom Col Somport aus wandern wir weiter auf spanischem Gebiet hinauf zum Col des Moines (2168 m) an der Grenze. Hier genießen wir die extrem klare Sicht, zurück zum Ibon de Escalar, und auf das Tal mit dem Lac Casterau und den nächsten Anstieg, die noch vor uns liegen. Am See haben wir erst die Hälfte des Abstiegs geschafft, aber die Füße dürfen schon baden. Tolle Landschaft zwischen einigen felsigen Bergspitzen, aber es sind auch einige Wanderer, auch Tageswanderer unterwegs. Wir steigen weiter ab und nehmen unser Picnic ein wenig oberhalb der Pont über die Gave de Bious.

Nun folgen noch 700 Höhenmeter bis zum zweiten Pass. Gut gestärkt wandern wir hier zwischen Wiesen, Felsen und ein paar Bäumen hoch. Die Blütenpracht lasst uns oft staunen, Hier gibt es auch große kerzenförmige Blumen. In den tieferen Bereichen von Tälern sehen wir noch Wolken hängen - da wollen wir jetzt nicht sein. Für uns geht es weiter hoch, nun mit mehr und mehr Felsen in den Wiesen. Am Lac Peyreget nehmen wir mit Blick auf die schroffe Spitze des Gipfels (vielleicht der Pic du Midi d'Ossau) ein Vollbad. Der verbleibende Anstieg zum Col de Peyreget (2320m) erfolgt über Felsblöcke. Kurz vorher zeigt sich endlich mal ein Murmeltier. Halb 4 Uhr und wir sind auf dem Col. Von hier sehen wir wieder weit in die Bergwelt, in die wir noch wandern werden. Zwei Seen nicht weit vom Pass in sehr schöner Bergseefarbe mit kleinen Eisschollen darin, weiter hinten der Lac de Pombie mit dem Refuge. An dem See machen wir eine kurze Pause, und am Refuge füllen wir unser Wasser auf und nehmen einen Kuchen. Hier steht ein Rennrad auf einer Rolle vor dem Refuge - eine gute letzte Trainingsmöglichkeit in der Höhe für Tour-de-France-Fahrer? Eine halbe Stunde Wanderung später suchen wir uns den Zeltplatz aus. Nun stört wieder eine Wolke, und die Kühe bimmeln. Aber wir sind glücklich über diesen Tag, genießen unser gekochtes Abendessen und, dass wir nicht mit Hüttengewimmel umgeben sind.


Tag 4: Refuge Pombie - Refuge Larribet

16,1 km, 1400m Aufstieg, 1360m Abstieg

Die Kühe haben hörbar keine Nachtruhe, sie bimmeln fortwährend. Im Schlaf ist es ähnlich wie bei Wasserrauschen oder -plätschern, dass man fasziniert die Geräusche wiederentdeckt, wenn das Bewusstsein kommt. Nur Kuhglocken sind aufdringlicher und wir fragen uns ab und zu, ob sie nicht näher kommen. Nein. Wir frühstücken ungestört und gut gelaunt in dieser herrlichen Bergkulisse. Erst nach dem Zeltabbau stehen unvermittelt Kühe auf unserem Zeltplatz. Sie gehen vorbei; während des Frühstücks oder Abbaus wären wir aber unruhig geworden.

 

Der Weg führt durch den Wald hinunter ins Tal und über Wiese ein wenig hinauf zur Straße. Dort haben wir Netzempfang und kündigen uns telefonisch beim Refuge Larribet an. Auf dem Weg dorthin sind keine Steigeisen und Pickel erforderlich - fein. Also wandern wir froh weiter hinauf zum Col d'Arrious (2259m). Ein Stück weiter am Lac dÀrrious machen wir eine Pause mit einer kleinen Stärkung, wie oft in diesen Höhen an einer ausgesucht windarmen Stelle. Weiter geht es kurz später auf dem Passage Orteig. Der ausgesetzte Teil des Wegs ist mit Drahtseilen ausgestattet und sieht aus der Ferne imposant aus in dem steilen Felsgelände, ist aber ganz unproblematisch zu begehen. Hinunter zum Refuge d'Arremoulit führt der Weg durch weiterhin sehr schöne grün-graue Fels- und Wiesenlandschaft mit einigen Bergseen. Im Refuge bekommen wir leckeres Mittagessen, so dass wir den nächsten Anstieg zum Col du Palas angehen können. Schon auf diesem Stück erwarten uns Abschnitte über Felsblöcke und Schneefelder. Am Col (2517m) geht es nur wenig bergab und dann am Hang entlang über Felsblockfelder hinüber in Richtung Port Lavedan. Auf dem Weg in diese Breche queren wir noch ein Schneefeld und dann mit Handeinsatz hoch (2615m), bis wir den steilen Abstieg mit seinen Schneefeldern auf der anderen Seite erblicken.

 

Also erste Vorsicht auf den steilen Serpentinen im Geröll, dann die Grödel anziehen und zunächst auf dem kleinen Schneefeld konzentriert die Füße setzen, dann auf dem größeren Schneefeld, dessen Ende wir noch gar nicht sehen können. Doch der Gang ist sicher und auch der Ausstieg klappt ohne Probleme. Die Pause haben wir uns verdient. Bei klarer Sicht mit wenigen Wolken blicken wir auf die Seen, oberhalb derer wir gleich zum Refuge Larribet wandern. Als erstes kommen wir an den Lacs de Micoulaou vorbei, kleine sehr hoch gelegene Seen. Die größeren auf unserer linken Seite unter uns gehören zu den Lacs Batcrabère. Und alles in dieser imposanten Felsbergkulisse. Während des Abstiegs werden die Wolken dichter, und im Tal kriecht bereits eine Wolke herauf. Und schon sieht man nichts mehr in der Ferne, nur Murmeltiere am Weg. In dieser Wetterstimmung treffen wir am Refuge Larribet ein und wählen umgehend einen Platz für unser Zelt, bauen auf und warten dann im Refuge auf das Abendessen. Zusammen mit Franzosen und Belgiern essen wir lecker und reichhaltig. Nach dem Abendessen lassen wir den Abend im Refuge ausklingen, während das belgische Paar bereits im Zelt ist. Nun bricht ein Gewitter los; gleichzeitig bescheint die Sonne den gegenüberliegenden Felsgrat und lässt darüber einen Regenbogen strahlen - ein tolles Bild, das auch der Refugewirt beeindruckt betrachtet. Unser Zelt hält auch dieses Gewitter mit starkem Regen aus. Wir gehen danach bei trockenem Wetter mit weiter wechselhafter Sicht mit Vorsicht vor den nassen Pflanzen zum Zelt und schlafen gut und ruhig.


Tag 5: Refuge Larribet - Lac Cambale

15,5 km, 1300 m Aufstieg, 1050 m Abstieg

Am frühen Morgen ist wieder wechselhafte Sicht und auch mal kurz Sonne auf unserem Hang. Nach dem Frühstück im Refuge ist die Wolke bis auf unsere Höhe hochgezogen. Wir wandern ohne Regen in der Wolke hinab zur Doumblas Ebene (1563m)  und nach dem Wechsel auf die linke Talseite hinauf zur Collada Peyre St. Martin (2295m). Auf diesem Weg sind noch 4 weitere Wanderer aus dem Refuge. In dieser Höhe ist die Sicht nun wieder deutlich besser, auch der Blick zurück ins Tal ist manchmal klar. Auf unserem Weg hoch zum Col Cambale folgt uns niemand. Hier suchen wir uns bei bedecktem Himmel ein windarmes Plätzchen hinter einem großen Stein und stärken uns. Es geht sehr anspruchsvoll weiter, und es bleibt so kühl, dass die Handschuhe zum Einsatz kommen. Über Felsblöcke, Geröll und kurze steile Schneefeldquerungen  geht es zum Col (2706m). Von hier oben blicken wir auf die Lacs Cambale aber auch auf die rauhe Landschaft auf dem Weg zu ihnen, der wieder mit Geröll und Felsblöcken in Moränen durchzogen ist sowie Schneefeldern, die diese einrahmen. Hier finden wir nicht so recht gute Linien - sollen wir doch auf dem Schneefeld gehen oder doch nochmal hoch auf die Moräne. Und da passiert es: Vor Antje lösen sich größere Steine und rutschen auf sie zu. Sie weicht zurück und wird nicht direkt getroffen, nur ihr linker Fuß wird von zwei großen Steinen eingeklemmt, die sich an Felsblöcken verkantet haben. Harald setzt oberhalb vorscihtig den Rucksack ab, denn es soll nicht noch mehr in Bewegung geraten. Doch die Steine bekommt er nicht gelöst, nicht auch nur ein kleines Stück nach oben bewegt. Es bleibt nur, den Fuß nach hinten unten zu drücken und von dort vorsichtig herauszuheben. Ja, so klappt es. Ein Glück! Denn die nächsten Ideen wären deutlich schwieriger umzusetzen. Der Fuß ist nicht verletzt, noch ein großes Aufatmen! Nach dieser Passage folgen Blicke auf die Seen, die jeweils Schneefelder direkt am Ufer haben; oder sie ragen gar bis ins Wasser. Am großen Lac Cambale gefällt uns die Seite am Abfluss sehr. Wir probieren, ob das Zelt auf Felsuntergrund aufgestellt und abgespannt werden kann. Ja. Rundum erschöpft essen wir zu Abend und freuen uns, dass nochmal mehr Licht durchkommt und die Sicht besser wird.


Tag 6: Lac Cambale - Oulette de Gaube

12 km, 960 m Aufstieg, 1170 m Abstieg

Am Morgen ist es klar und sonnig. Wunderschön, genau hier aufzuwachen! Um halb 10 Uhr wandern wir abwärts durch diese tolle Landschaft zum Refuge Wallon oder Macadau, das geschlossen ist. Trotzdem sind hier einige andere Wanderer, die sich die hübsche Bachvegetation anschauen. Nach weiteren 90 min sind wir durch das Aratal wieder auf unsere morgendliche Höhe gestiegen, vorbei an Wiesen, Felsen und sprudelnden Bächen. Hier finden wir am Lac Aratielle ein windstilles Plätzchen fürs Picnic, wo uns die anderen pausierenden Wanderer nicht stören. Weiter hoch geht's danach zum Col Aratielle (2508 m) über wenige Granitblöcke, ein Schneefeld und ein paar Geröllfelder. Hinter dem Pass steigen wir nur kurz ab und halten dann fast die Höhe in einem Bogen am Hang des Circo de Ara entlang. Wieder sehen wir einige Wanderer vor uns und aus dem Tal zu uns heraufkommen. Auf der abschließenden Steigung zum Col de Mulet (2591 m) kommen uns Spanier mit einem Hund entgegen. Hm, hier zwischen den Pässen sind wir gerade auf spanischem Gebiet, aber das Hundeverbot in französischen Nationalparks gefällt uns eindeutig besser - es reicht ja, wenn die Menschen Unruhe in die Natur bringen. Die mehr als 400 m Abstieg sind steil, aber nicht mühsam. Wir erreichen die Oulette de Gaube, eine Landschaft mit Wiesen, die vom Gletscherbach feucht gehalten werden, der von der Nordseite des Vignemale herunterfließt. Wir suchen uns einen Zeltplatz aus und markieren ihn mit unseren Rucksäcken. Aufbauen dürfen wir das Zelt hier auf französischem Gebiet erst um 19 Uhr.

 

Wir nehmen ein erfrischendes Bad im Bach, gehen dann zum Refuge, genießen die Aussicht in den Talschluss des Vignemale bei einem Bier, verbringen weitere erholsame Zeit auf unserem Zeltplatz, bauen dann das Zelt auf und gehen ins Refuge zum Abendessen. Die spanische Gruppe an unserem Tisch wird am nächsten Tag auf den Vignemale wandern. Wir nehmen uns auf unserer Streckenwanderung keinen solchen Gipfel vor, aber den Petit Vignemale könnten wir ins Auge fassen. Als wir wieder zum Zelt kommen, erleuchtet gerade der letzte Sonnenstrahl den Petit Vignemale rotorange.


Tag 7: Oulette de Gaube - Cabane de Lourdes

14,3 km, 1060 m Aufstieg, 1130 m Abstieg

Bei unserem Frühstück müssen wir nicht lange auf die Sonne warten. Ein weiterer prächtiger Tag beginnt. Mit kurzem Stopp am Refuge starten wir zur heutigen Hauptsteigung zur Hourquette d'Ossoue (2734 m). Schon nach 90 min sind wir oben und nach weiteren 45 min ohne die großen Rucksäcke auf dem Petit Vignemale (3032 m). Die Sicht ist fantastisch, wir sind zeitweise sogar allein auf dem Gipfel. Zwei Geier ziehen ihre Kreise. Trotz der vielen Vignemale-Wanderer, die man von hier oben wie Ameisen auf dem großen Gletscher zu dem imposanten Gipfel (3298 m) aufsteigen sieht, eine herausragende Bergkulisse.

 

Wir steigen zügig wieder ab und gehen weiter zum Refuge Bayssellance, der höchsten bewirtschafteten Hütte in den Pyrenäen. Unsere Hoffnung auf eine Stärkung scheitert. Die Hütte macht nun, um 13 Uhr, eine Stunde Pause in der Küche. Was? Ja, das ist ernst gemeint. Somit nehmen wir auch kein Getränk, sondern gehen enttäuscht weiter. Wir finden ein hübsches Plätzchen mit Blick auf einen Wasserfall und picnicen dort. Auf dem weiteren Weg hinab überlegen wir, wo wir die Nacht verbringen wollen. Weiter oben an der Ossoue ist es kühler und wahrscheinlich weniger los, aber noch recht weit bis Gavarnie, wo wir morgen einkaufen und essen wollen. Also pausieren wir nur noch einmal und gehen dann am Lac d'Ossoue mit der Cabane vorbei. Hier ist sogar ein Parkplatz. Der weitere Weg führt zum Glück außer Sicht- und Hörweite von diesem Teil des Tals. An der Cabane de Lourdes finden wir einen guten Zeltplatz. Wir kochen und essen. Dann tauchen noch zwei Wanderer auf und schlafen in der Hütte. Schade!


Tag 8: Cabane de Lourdes - Vallee d'Estaube

20 km, 1200 m Aufstieg, 1400 m Abstieg

Es ist Sonntag, und wir stehen sehr früh auf. Wir haben Sorge wegen der Ladenöffnungszeiten in Gavarnie. Das Frühstück ohne Kaffee geht schnell, und doch ist es zum Start um 8:20 Uhr schon sehr warm. Der Weg nach Gavarnie führt zunächst auf und ab, bietet dafür Panoramablicke und hübsche Pfadabschnitte. An der Pension kurz vor Gavarnie finden wir einen guten Platz am Bach und nehmen ein erfrischendes Bad. Es geht noch weiter bergab, und es zieht sich, bis wir wirklich in dem kleinen touristischen Ort ankommen. Jetzt um 11:20 Uhr hat der Laden geöffnet. Wir kaufen viel ein, beladen die Rucksäcke und suchen uns eine Brasserie mit Blick in den Cirque de Gavarnie aus, die uns sehr leckeres Essen serviert. Wir nutzen das Mobilfunk-Netz, das an bestimmten Stellen im Ort Internet bietet.

 

Dann schultern wir unsere nun sehr schweren Rucksäcke und steigen in der Hitze des höchsten Sonnenstands um 14 Uhr aus dem Tal. Leider gibt es auf diesem Weg keinen guten Ausblick mehr auf den Cirque. Es ist eine hübsche Landschaft, aber nun doch mit zu wenig Schatten. Das Refuge Espuguette sieht man schon von weitem. Der Anstieg braucht aber noch einige Energie. Wir erkundigen uns dort nochmal nach dem Wetter; heute sind am Abend Gewitter möglich - gut zu wissen. Etwas später führt unser Weg durch die nächste Kuhherde. Dieses Mal setzt eine Kuh zum Lauf auf Antje an, doch Harald geht schnell an Antje vorbei, und die Kuh ändert ihre Richtung, läuft über den Weg - Puh! Eine Stunde später auf dem Weg zur Hourquette d'Alan fallen dicke Regentropfen, und es wird dunkel. Eine kleine Höhle direkt am Weg kommt uns daher gelegen; wir warten lieber ab, wie es weiter geht. Es folgen einige Donner, mehr Regen, kurz auch Hagel, dann noch ein kurzer Regen. Eine große Herde Schafe zeiht an uns vorbei. Sie trauen sich kaum, wirklich vorbei zu laufen - zum Glück verletzte sich keines der Schafe dabei. Dann wird es heller, und wir gehen weiter. Nach dem Pass (2430 m) führt der Weg in einem Bogen durch den nahen Teil des Cirque d'Estaube, bevor er dann am Hang entlang sanft abwärts führt. Eine wiederum sehr schöne Landschaft. Doch wo zelten wir nun? Wir sehen Kühe auf den Wiesen am Weg in einiger Entfernung. Wir suchen und versuchen daher schon hier, finden jedoch nur einen etwas exponierten Fleck, der ausreichend eben erscheint. Nachdem das Zelt aufgebaut ist, frischt der Wind auf und bringt das Zelt dazu, sich mit seinen elastischen Stangen recht tief zu ducken. Das wäre kein guter Regenschutz mehr, außerdem erzeugt der Wind natürlich Unruhe. Wir nehmen Picnic zum Abendbrot, lauschen ein paar entfernten Donnern und schlafen dann etwas unruhiger als sonst.

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