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Pyrenäen auf dem HRP Tag 19 - 28: Estany de Baciver - L'Hospitalet pres l'Andorre

Tag 19: Estany de Baciver - La Basseta See

9,6 km, 750 m Aufstieg, 590 m Abstieg

Die Sonne am frühen Morgen am Estany de Baciver strahlt schon warm. Gut dass wir von Salardu gestern noch in die Höhe gewandert sind. Während des Frühstücks am See kommen nur wenige Wanderer vorbei. Auf dem ersten Wegstück hoch zu den Estany Rosari de Baciver kommt eine sehr große Jugendgruppe entgegen. Sie haben in der Nacht an den höher gelegenen Seen gezeltet - gut dass wir an dem unteren geblieben sind! Von den Seen führt der Weg auf den sehr steilen Hang zu direkt in Richtung des Tuc de Marmanya. Ein entgegenkommendes Paar berichtet, dass dies ein unbequem steiler und nicht gut markierter Pfad ist. Ja, so empfinden wir es auch. Ständig suchen wir den gangbaren Weg, häufig ist es stracks hoch auf dem Stein-Gras-Gemisch. Vom Gipfel (2620 m) sehen wir auf den weiteren Weg.

 

Leider entscheiden wir uns für die Linie aus dem GPS-Track; der Weg rechts im Bogen an dem kleinen See vorbei wäre vermutlich einfacher gewesen. So überwinden wir mit unseren vom Salardu-Einkauf beträchtlich schweren Rucksäcken einige unbequeme Blockfelder zunächst abwärts, dann wieder quer am leichten Hang entlang zum Coll d'Airoto (2509 m). Unter uns liegt der Estany d'Airoto. Der Hang an seinem linken Ufer ist von Blockfeldern gesäumt. Wo führt da wohl der Weg entlang? Das erste Stück ist gut zu verfolgen; wir wandern sehr steil und geröllig abwärts. Im kleinen See am Weg nehmen wir ein Bad, bevor es weiter geht. An den ersten Blockfeldern helfen die Steinmänner noch, im weiteren Verlauf wird es dünner, und sie zeigen nun Höhe haltend oder stark aufwärts. Hm, wir halten die Höhe und bemerken, dass dies wohl die schlechtere Wahl war.  Mühsam und auch ein wenig gefährlich geht es am Hang entlang. Dann gehen wir in Richtung eines kleinen Hügels hinauf, treffen dort endlich wieder auf einen guten Weg, der uns hinunter zum Refugio Gracia Airoto führt. Hier treffen wir Ori aus Katalonien und eine französische Familie, die mit ihren Angel-Aktivitäten Unruhe und Lärm in die Atmosphäre bringt. Also ziehen wir weiter. Weiter heißt zurück, den Hang hinauf und auf dem gleichen Weg weiter hoch. Wir verlaufen uns auf diesem Abschnitt nochmal kurz - so ist wohl dieser Tag. Naja, wir erreichen die Collada del Clot de Moredo (2429 m) und blicken hinab auf einen kleinen See, der wohl La Basseta genannt wird. Da finden wir vielleicht einen Zeltplatz. Zunächst bleiben wir aber in der höheren Lage mit Sonne, kochen und essen hier. Dann steigen wir ab und zelten auf sehr angenehmem Grund. Zur Wasserstelle gehen wir auf die andere Seite zum Zufluss. Hier ist es wieder idyllisch, zu zweit in der schönen Bergwelt.

 

Kurze Zusammenfassung der besseren Wege von heute: Zum Tuc de Marimanya lieber rechter Hand auf dem sichtbaren Pfad hoch zum Pass und dann auf dem Grat entlang zum Gipfel. Vom Coll d'Airoto tatsächlich am Blockfeld hoch zur Collada del Clot de Moredo - und das Refugio Gracia Airoto kann man sogar auslassen.


Tag 20: La Basseta See - Comamala Ebene

14,1 km, 650 m Aufstieg, 1000 m Abstieg

Heute scheint die Sonne schon früh aufs Zelt; es wird warm, auch hier oben auf 2260 m. Nach dem Frühstück wandern wir bis tief abwärts nach Alos d'Isil. Nach steilem Weg über Wiesen gelangen wir an eine Schotterstraße. Wir nehmen alle möglichen Abkürzungen und bereuen es nicht. Zwar ist es ab und zu zugewachsen, oder Hindernisse versperren den Weg, aber es ist durchgehend hübsch. Der Bach Moredo ist gelegentlich nah, dann aber doch wieder weit unterhalb. Die Straße wird gequert, aber nur kurz. Ab den Häusern von Bordes de Moredo gibt es nur den Weg und er führt gemischt durch Waldabschnitte und über Wiesen. So lässt es sich gut in der aufkommenden Hitze abwärts wandern.

 

In Alos d'Isil gibt es einige Unterkünfte, aber keinen Laden. In der Nähe des Brunnens startet ein kleiner Bagger gerade mit seinen Arbeiten. Also weiter durchs Dorf zur Landstraße. Hier geht es für uns schon wieder leicht aufwärts, aber bis zur Brücke über den kleinen Fluss auch abwärts. Am Refugio El Fornet soll es leckeres Essen geben. Dennoch sparen wir uns die 3,5 km Hin- und Rück-Umweg und chillen lieber noch mit Picnic im Schatten nahe der Brücke am Fluss. Ein Wanderer kommt zum Erfrischungsbad, setzt sich dann aber wieder zu seinem Mitwanderer an die Straße. Wir wandern aufwärts durch hübsche Busch- und Wiesenlandschaft. Es ist heiß, also haben wir uns bald wieder eine Pause am Bach verdient. Um halb 4 Uhr erreichen wir die schöne Wiesenregion Comamala, wo sich mehrere Bäche treffen. Wir beschließen, hier zu zelten, und genießen den entspannten Nachmittag mit Blick auf einen Wasserfall. Nur einen Wanderer sehen wir in der Zeit; es mag Ori gewesen sein.


Tag 21: Comamala Ebene - Estany Major de Gallina

6,8 km, 740 m Aufstieg, 180 m Abstieg

Dieser Samstag beginnt etwas unausgeglichen. Die Sonne scheint erst gegen Ende auf unser Frühstück. Harald rutscht direkt beim Losgehen bei der ersten Bachüberquerung auf einem nassen Stein aus (gestern Nachmittag war er trocken). Keine schwere Verletzung, aber doch ein kleiner Schock zum Start. Zum Glück ist der Weg hinauf zum Col de la Cornella gut und ohne weitere Probleme. Dann kommt ein Blockfeld, auf dem die Steinmänner nicht dicht aufeinander folgen. Wir steigen auf und sind prompt vom Weg entfernt. Auf der nun falschen Höhe suchen wir uns den Weg zurück zum Weg. Es wird an zwei Stellen tückisch, aber zum Glück nicht kritisch. Wir sind wieder richtig, nun in der Sohle vor dem Hang gegenüber und gelangen aufs Col de la Cornella (2480 m). An den nahegelegenen Seen Estanyet de la Tartera machen wir die Picnicpause und erholen uns von der Anspannung. Leider ist es zu windig.

 

Am größeren See, an dem wir nun vorbei kommen, weiden Kühe und Pferde gemeinsam - gut, dass wir nicht hier pausieren. Es geht für uns weiter hoch zum Pseudo- Coll de Curios und weiter bergauf. Der Weg ist unbeschwerlich, bietet schöne Aussicht zurück und zur Seite zum Estany de Calberante. So erreichen wir um 15 Uhr das Coll de Calberante (2608 m). Hier genießen wir den Ausblick in alle Richtungen bei hervorragender Sicht. Der See unter uns, der Estany Major de la Gallina hat ein wunderschönes dunkelblau. Wir steigen hinunter, auch ohne die sonst häufigen Tücken. Nur am vielleicht ersten guten Fleck haben sich bereits Wanderer niedergelassen. Nun gut, also gehen wir auf unserem Weg um den See herum und finden nicht nur weitere gute Flecken mit Bademöglichkeit, sondern an dem Nebensee gut windgeschützt auch einen guten Zeltplatz. Wir baden, trocknen in der Sonne, schauen einmal ein paar Schritte weiter hinunter auf die Seenlandschaft, an der wir morgen vorbei wandern werden. Mit einem Abendessen klingt dieser Tag in dieser wundervollen Kulisse aus.


Tag 22: Estany Major de la Gallina - Guerosso Ebene

12,4 km, 680 m Aufstieg, 1160 m Abstieg

Der neue Tag beginnt genau so schön, wie der alte endete. Die Sonne scheint auf unser Frühstück am See. Der Weg startet mit dem wundervollen Aussicht auf die Seenlandschaft. Der Weg ist nicht einfach, führt an den See auch auf und ab, aber die schöne Kulisse belohnt uns. Am unbewirtschafteten Refugio Enric Pujol kann man gute Tageswanderungen zum Mont Roig starten. Derzeit sind keine Wandergruppen hier. Auf dem weiteren Weg abwärts kommen aber einzelne Wanderer entgegen. Nun geht es am Bach Escala entlang ins Tal. Bald nach dem Beginn des Waldes kommt der Abzweig in Richtung der Ortschaft Tavascan. Wir wollen nicht dort einkaufen, aber beim Camping Bordes de Graus essen. Auf der Schotterstraße überholt uns leider nur ein Auto mit Hunden hinten drinnen und daher keinem Platz für uns. Erst wenige 100 m vor unserem Ziel nimmt uns ein freundlicher Fahrer mit.

 

Ori begrüßt uns, und wir nehmen nach ein wenig Wartezeit das Menu gemeinsam ein. Wieder ein netter Austausch über die Wandererlebnisse. Er hat bereits einen Ruhetag hinter sich. Wir genießen dafür die wirklich wunderschönen Orte. Ein wenig können wir auch für die nächsten Picnics einkaufen. Dann geht es wieder aufwärts nach Noarre. Nach insgesamt 700 Höhenmetern und meist waldig schattigem Weg kommen wir an einen Wasserfall und wenig später an der Cabane Guerosso vorbei auf die Guerosso Ebene. Hier suchen wir uns den besten Zeltplatz, nehmen etwas später noch ein Abendbrot und schlafen dann wieder sehr gut.


Tag 23: Guerosso Ebene - Romedo

11,3 km, 700 m Aufstieg, 1000 m Abstieg

Auch hier kommt die Sonne wieder zu unserem Frühstück. Wir gehen gestärkt auf den steilen Anstieg zum Coll de Certascan. Zuerst, nun ja, nach bereits knapp 300 Höhenmetern, kommen wir am Estany Inferior de Guerosso (auch Estany Blau genannt) vorbei. Wie die beiden kleinen Seen vorher fügt er sich malerisch in die Bergkulisse ein. Wir machen eine kurze Pause, bis eine größere Wandergruppe die gleiche Entscheidung trifft. Der Weg geht nicht so steil weiter. Mehr und mehr Felsblöcke gibt es hier oben, aber immer noch auch Wiesenabschnitte. Vom Coll de Certascan steigen wir noch ein wenig ab und machen dann mit Blick auf den Estany de Certascan wieder Pause. Auf dem Abstieg sind schon bald wieder Wiesen der Untergrund, hübsche Bäche laufen neben uns und werden gequert. Doch Wasser brauchen wir hier nicht nachzufüllen, denn wenig später kommen wir an den See. Wir genießen die schönen Ausblicke, gehen weiter zum Refugio de Certascan und essen dort Mittag.

 

Es ist schon fast 15 Uhr, als wir aufbrechen - mit WLAN dauert es eben etwas länger. Es geht zunächst weiter bergab am Abfluss des Sees entlang mit seinen wasserreichen Fällen, dann aber wieder aufwärts zum Estany Romedo de Dalt. Wieder ein toller Anblick mit der schönen Bergkulisse dahinter; man kann weit sehen. Hier findet sich ein kleines Uferstück für ein Bad im See, herrlich! Hier wäre auch ein Zeltplatz, ein kleiner, doch wir gehen weiter abwärts am hübsch durch die Felsen fließenden Romedo entlang. Bald kommt der Estany Romedo de Baix. Dies ist ein Stausee, an dem sich einige Leute tummeln; der Schall klingt nach echoverstärktem Freibad. Eine Frau fragt uns an einem Häuschen, das wie eine verlassene Bushaltestelle aussieht, nach den Entfernungen. Nun weiter über die Staumauer und an den Wasserfällen entlang hinunter, gesäumt von vielen Heidelbeersträuchern. Nun führt der Weg bis weit ins Tal hinab in den Wald. Hm, nach der Querung des Romedo beschließen wir daher direkt oberhalb des Waldes auf einem Fels direkt am Weg das Zelt aufzustellen. Es ist nicht verankert, nur mit unseren Sachen beschwert, und das Oberzelt lassen wir weg. Doch der Platz ist sehr hübsch. Einen Felsen darüber finden wir sogar einen Abendbrotplatz mit den letzten Minuten Sonne, nachdem wir uns nochmal an der Überquerung im Romedo erfrischt haben. Der eher gemütliche und doch lange Tag tat Harald gut, da der Darm nicht ganz in Ordnung ist. Das führt zu zusätzlichem Erschöpfungsgefühl.


Tag 24: Romedo - Pla de Boet

14,4 km, 1190 m Aufstieg, 1010 m Abstieg

An diesem Morgen bauen wir das Zelt vor dem Frühstück ab. Wir haben hier keine Wanderer behindert. Der Bergschatten bleibt noch eine ganze Weile. Der Weg durch den Wald bis zur Brücke Pont de Boavi ist nicht immer leicht zu finden. Ab der Brücke steigen wir auf einem sehr gut markierten Weg durch das Tal gegenüber von unserem Abstieg auf. Die Angaben auf den Wegweisern sind nicht konsistent. Im Wald ist der Weg sehr breit und besonders befestigt. Auf den Wiesenabschnitten ist er schmaler und zieht sich mit steter Steigung. Kleine Wasserpausen an hübschen Bachstellen versüßen den Aufstieg, Eine Bachquerung auf Baumstämmen gelingt uns auch. Etwas später queren wir eine ganze Bachlandschaft. Und wieder die Frage: Wo ist der Pass? Es geht an Mooslandschaft vorbei, dann sehen wir endlich das Coll de Sellento (2488 m) und erreichen es wie im Cicerone-Wanderführer von Tom Martens angegeben 3 Stunden nach der Pont de Boavi.

 

Das Picnic wird schon dringend, als wir nach dem unbewirtschafteten orangen Refugio Cinquentenari (Refugio del Baborte) am Estany de Baborte ankommen. Vorher noch ein Bad, dann die leckeren Wurst und Käse mit Kräckern. Der Weg hinab ins nächste Tal hat erstaunlich viel Auf und Ab, aber auch einige Heidelbeeren. An der tiefsten Stelle (1740 m) lädt der Bach zur nächsten Pause ein. Nun geht es an ihm entlang zur Pont de Molassi und weiter in Richtung der Ebene Pla de Boet. An der Abzweigung zum Refugi de Vallferrera fragen wir Wanderer, die von dort kommen, ob die Hütte geöffnet ist. Ja, also machen wir diesen Abstecher von 600 m, warten dort geduldig auf das Abendessen um 20 Uhr, nehmen ein Bier mit an den Bach und baden nochmal. Der Salat ist ein echtes Highlight. So spät gehen wir nur noch zur Pla de Boet und finden kurz vor der Ebene ein passendes Wiesenstück zwischen Bäumen für unser Zelt. Der Ausklang wird von kleinen beißenden Fliegen gestört.


Tag 25: Pla de Boet - Circ de Tristaina

13 km, 1270 m Aufstieg, 850 m Abstieg

Am Morgen stören keine kleinen Fliegen. Hier am Bach zwischen den Bäumen ist noch keine Sonne, daher gehen wir zum Frühstück auf die Pla de Boet und finden dort ein hübsches Fleckchen auf der Wiese. Der Anstieg ist recht steil, die nächste Ebene Pla de lo Mercat bildet dabei keine Ausnahme. Weit oben gibt es immer noch einige Kiefern, und eine Rinderherde schaut neugierig auf uns. An einzelnen Pferden vorbei geht es über Wiesen aufwärts bis zum flachen Port de Boet (2511 m). Hinter diesem Pass folgt ein kleines Blockfeld, dann geht es steil hinunter an einer Cabane vorbei. Dieser Abschnitt ist bis zum nächsten Pass französisch. In dem Tal, durch das wir wandern werden, liegt eine Wolkendecke. Am Etang de la Soucarranne machen wir unsere Picnic-Pause. Eine Brille, die wir dort im Gras gefunden haben, wird erfreut von einem deutschen Wanderer wieder in Besitz genommen. Er war schon am Port de Boet, als er sie vermisste, und ist extra nochmal heruntergekommen. Ein Bad gönnen wir uns hier noch nicht. Denn der zweite Pass wartet ja noch.

 

Vom See aus geht es noch weit runter ins Tal. Wir verpassen auch nicht die unauffällige Abzweigung und landen somit nicht zu tief an der Schotterstraße. Doch knapp unter 2000 m sind wir schon wieder, und nun ist es eine Weile langweilig an der Schotterstraße. Die Wolkendecke zerfasert, zieht sich teilweise zurück, schickt uns dann nochmal kurz durch eine Wolke, und erzeugt wechselhafte Bilder dieser vornehmlich grünen Bergwelt. Als wir die Schotterstraße verlassen dürfen, wird der Pfad auch wieder hübsch und führt an einem Bach entlang hinauf. Die Wiesen werden felsiger, aber der Pass ist noch nicht zu sehen. Der letzte Abschnitt ist steiler, dann ist es geschafft. Vom Port de Rat (2539 m) schauen wir auf ein Skigebiet. Hier beginnt Andorra, und das Gebiet gehört zu El Serrat. Wir steigen zügig zur Bergstation der Seilbahn ab. Hier ist das Restaurant La Goma geöffnet, aber es gibt nur noch Fast Food nach 16 Uhr. Immerhin. Wir essen zu leckerem Bier einen recht guten Burger und wandern dann das kurze Stück in den Circ de Tristaina, diesen hübschen runden Talschluss mit seinen Seen. Jetzt um 18 Uhr sind immer noch einige Menschen unterwegs, auch wenn die letzte Talfahrt der Seilbahn vorbei ist. Am Estany del Mig finden wir mit ein wenig Mühe einen unbelebten Platz zum Baden. Gut versteckt hinter einem großen Fels am Estany de Més Amunt, dem hintersten See in dem Naturschutzgebiet, bauen wir das Zelt auf und gehen nach dem Ausklingenlassen schlafen.


Tag 26: Circ de Tristaina - Estany de Ransol

14 km, 1080 m Aufstieg, 950 m Abstieg

Am Estany de Més Amunt bauen wir früh das Zelt ab und frühstücken, alles ohne Störungen. Beim Aufbruch ist auch das Oberzelt getrocknet, und weiterhin sind kaum Menschen eingetroffen. Von knapp 2300 m Höhe wandern wir bis 1600 m hinunter. Es geht am Estany Primer vorbei, wo eine kleine Pferdegruppe mit Fohlen grast, an seinem Ablauf recht steil hinunter bis zur alten Straße (Schotter). An einem Parkplatz queren wir einmal die neue gut ausgebaute Straße. Später müssen an ihr auch ein Stück entlanglaufen, bis wir an der tiefsten Stelle oberhalb von El Serrat in einer Kehre auf den Wanderweg abbiegen dürfen. Durch den Wald führt der Weg hoch zum Refugi de Sorteny. Hier essen einige Gruppen, an einem ruhigeren Platz muss der Sonnenschirm aufgespannt werden. Es ist heiß in Andorra. Wir lassen uns das Menu schmecken und unterhalten uns anschließend noch mit Toon aus Belgien über seine Erfahrungen auf dem Weg vom Atlantik bis hierher. Es ist Tag 23 für ihn, holla Tempo.

 

Kurz vor 16 Uhr wandern wir weiter. Auf einem hübschen Pfad geht es aufwärts über Wiesen mit schönen Blumen, ohne Schatten zwischen Bäumen hindurch, an einem Bach entlang, dann hinüber in Richtung eines Talschlusses. Wo führt dort der Weg weiter? In Serpentinen über den Pass. Nach 2 Stunden erreichen wir die Collada de Meners (2713 m), wobei Tom Martens 4 Stunden angegeben hat für die gut 5 km. 30 min später bauen wir am Estany Ransol unser Zelt auf, nehmen ein Bad und genießen den Abend in der Bergkulisse. Toon ist offenbar an dem kleinen See etwas unterhalb fündig geworden.


Tag 27: Estany Ransol - Refugi de Juclar

12 km, 790 m Aufstieg, 980 m Abstieg

Am frühen Morgen mit Sonne auf dem Zelt bemerken wir, dass Toon bereits aufgebrochen ist. Hier auf fast 2500 m Höhe bleibt die Temperatur angenehm, ein schönes Frühstück. Das Wasserfiltern ist allerdings nicht so einfach, weil es keinen Zufluss gibt. Vom See gehen wir zunächst zurück auf den Weg und etwas bergauf, bevor es zur Cabana Coms de Jan hinunter geht. Von hier führt der Weg in angenehmer Steigung am Hang zum Pass Serra de Cabana Sorda (2661 m) hinauf. Der Blick zurück ins Tal ist toll, vor uns sehen die Berge rau aus. Unter uns sehen wir den Estany de Cabana Sorda mit der Hütte. Als wir den See erreichen, hat sich eine große Jugendgruppe in einem Kreis zusammengesetzt. Wir brauchen eine Pause und finden etwas links am Ufer ein schönes Fleckchen, das vor den Blicken und dem Schall schützt. Nur unsere Füße baden. Nach dem Picnic führt der Weg ab und wieder auf zu den nächsten Pässen (2365 und 2348 m). Vor dem letzten Anstieg zum Refugi de Juclar wandern wir nochmal abwärts. Um 17 Uhr haben wir uns am Refugi einen guten Zeltplatz ausgesucht. Hier zelten auch andere, aber es wirkt nicht unruhig.

 

Wir genießen die Sonne vor der Hütte. Ein Kontrabass wird ein wenig zur Seite gestellt, der Innenraum der Hütte wird angeschaut. Heute Abend gibt es Livemusik. Die Band heißt Jazz Voyager. Der Kopf der Band organisiert diese Tour schon zum dritten Mal, jedes Mal durch andere Orte und auf anderen Wanderwegen durch die hohen Berge der Pyrenäen. Für die Musikerin am Kontrabass übernimmt er beim 3-wöchigen Wandern den Transport dieses riesigen Instruments. Auf dem Rücken getragen ragt es ganz enorm in die Höhe. Nach dem Abendessen in der Hütte wird die Livemusik vor dem Eingang in der schönen Abendstimmung in den Bergen hier auf 2310 m Höhe geboten. Das Publikum sitzt fröhlich auf Stühlen und Bänken, warm angezogen, denn es wird kühl. Gut dass die 4-köpfige Band beschwingte Lieder im Repertoire hat. Mir gefallen die Stücke mit Folk-Elementen aus dem Französischen am besten. Ein Stück mit russischem Text ist auch schön, und alle aus der Band haben ihren Gesangspart. Bei Stücken mit mehr Jazz und mehr Swing im Rhythmus sind gelungene Soli eingebaut. Natürlich wird lautstark Zugabe verlangt, und sie wird ebenso fröhlich gegeben. Spät und gut gelaunt übernachten wir in unserem Zelt, das 26. Mal.


Tag 28: Refugi de Juclar - L'Hospitalet pres lÀndorre

12 km, 320 m Aufstieg, 1200 m Abstieg

An unserem letzten Wandertag gibt es Omelette und Spiegelei zum Frühstück. Gleichzeitig mit anderen Wanderern starten wir kurz vor 10 Uhr. Am Estany de Juclar und auf dem Weg zum nächsten See Estany Segon de Juclar geht es auf und ab. Obwohl wir noch nicht weit gekommen sind, nehmen wir hier noch ein Bad, bevor wir hoch auf die Collada de Juclar wandern und weiter zum Col de l'Albe (2539 m). Hier sind zwei Töchter weiter gewandert, als ihre Mütter es geplant haben - wir können wenigstens helfen, weil wir sie bemerkt haben. Obwohl wir am Ende so tief ins Tal müssen, hält der Weg hier nach dem Abstieg wieder die Höhe oder steigt an. Im Etang de Couart nehmen wir noch ein Bad, so ein Bergsee wird nicht so schnell wieder kommen. Hier schmeckt das Picnic im Baumschatten auch wieder gut, die Vorräte sind aufgebraucht.

 

Es folgt noch ein kleiner Pass, bevor der Abstieg dann wirklich ins Tal hinunter führt. Wir sind wieder in Frankreich und sehen unter uns bald das kleine Örtchen L'Hospitalet pres l'Andorre, in dem morgen unser Zug abfahren wird. Jetzt am späten Nachmittag beobachten wir den letzten Zug des Tages. Kurz vor 19 Uhr kommen wir im Dorf an und schauen unterwegs bereits nach Plätzen für unser Zelt. Doch in der Gite d'Hospitalite bekommen wir zwei Betten in einem sonst unbelegten Mehrbettzimmer. Prima. Nach dem Abendessen hören wir noch einmal das Konzert von Jazz Voyager. Vor der Gite auf der Straße finden sich aber leider nur die Gäste der Gite ein. Der Ort ist sonst offenbar recht unbelebt.


Nun noch alles vorbereiten für die Heimreise mit dem Zug morgen. Hm, der Zug von hier aus fährt nicht bis nach Toulouse. Nur dieser eine nicht; er hält - aus technischen Gründen, wie sich später herausstellt - 30 min vor Toulouse. Mit dieser Verbindung würden wir den TGV nicht erreichen. BlaBla Car bietet eine Mitfahrt um 7:30 Uhr. Puh! Das würde passen mit 2 Stunden Fahrzeit bis Toulouse. In der Nacht wird die Fahrt bestätigt, aber erst um 8:30 Uhr. Dann wird es knapp. Aber wir werden es versuchen. Wir essen sehr ein leckeres Sandwich in der Bäckerei, werden 8:35 Uhr eingesammelt, und mit ein wenig Bangen zwischendurch perfekt in Zeit direkt am Bahnhof in Toulouse herausgelassen. Puh! Alles sehr knapp. Von hier aus funktioniert alles ohne Stress, auch der Bahnhofwechsel in Paris. Das Finish der Tour de France macht sich in der Metro nicht bemerkbar. Auch mit dem Thalys ist alles in Ordnung, so dass wir glücklich zuhause eintreffen und nach einem Abendessen im Biergarten am Bahnhof in Köln-Mülheim erschöpft und zufrieden in unser schönes Bett fallen.


386 km, 26.150 Höhenmeter, 9.000 Fotos und Filme (62 GB)

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