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Kirgistan - die Khan Tengri Tour

"Kirgistan - auf Merzbachers Spuren im Himmelsgebirge" heißt die Tour vom deutschen Anbieter Diamir und Ak-Sai in den äußersten Osten zum Khan Tengri. Diamir hatte die Gruppe abtelefoniert, ob wir noch dazu kommen dürfen und die Gruppe so auf 13 erweitern, denn unser geplante Termin 2 Wochen zuvor musste ja kurzfristig abgesagt werden. Am Sonntag im Hotel treffen wir die 8 Männer und 3 Frauen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und aus Graz. Beim Abendessen im Dastorkon lernen wir schon die ersten Namen, beim Frühstück am Montag dann die übrigen. In Karakol schauen wir uns eine alte Holzkirche und eine Dungan Moschee an. Dann fährt uns der Bus nach Norden und anschließend auf Baustellen-Schotter nach Osten an die kasachische Grenze. Am Grenzfluss Karkara geht es weiter auf Schotter hinauf bis zum Karkara Base Camp auf 2200 m Höhe.


Wir bestaunen schon jetzt den recht großen Hubschrauber nicht weit vom Camp. Nach dem Mittagessen und dem Bezug unserer Yurten-Zimmer haben wir Freizeit bis zum Abendessen. Antje und 4 weitere reiten am Nachmittag gemeinsam, Harald und 5 weitere gehen zu Fuß einen Hügel hoch und weiter und immer weiter bis auf einen 2800 m hohen Hügel. Von hier zu dritt wird die Runde bis an den Hang des Tashtobe (3180 m) auf 2900 m Höhe ausgedehnt und von dort aus pünktlich zurück ins Camp.


Am Morgen des Hubschrauberflugs jubeln wir, denn einer aus der Gruppe hat unsere Kamera und ein Ladegerät dabei. Sie kommt also mit auf die Khan Tengri Tour. Wir sind 23 Leute mit Gepäck im zweiten Flug kurz vor 10 Uhr: unser Guide Alik und der Bergguide Wassily sowie unsere 8er Mannschaft Porter. Es ist keine Wolke am Himmel über dem Tien Shan (Himmelsgebirge). Die Fotos durch die kleinen dreckigen runden Fenster sind nicht so super, aber die fantastischen Eindrücke bringen sie in Erinnerung. Das Aussteigen und Warten, bis der Hubschrauber wieder abhebt und der enorme Wind sich legt, ist auch besonders.


Wir sagen in der großen Gruppe alle unsere Namen und wandern los. Der Weg zum Camp Iva führt über steiniges Wiesengelände. Mit gemächlichem Tempo treffen wir nach 2 Pausen um 13 Uhr ein und gehen in der ganzen Gruppe noch über schwierigeres Gelände zum Gletschertor. Hier sprudelt schlammiges Wasser aus der Tiefe und erzeugt einen starken Fluss. An dieser Stelle gibt es wohl eine 10 m hohe Fontäne, wenn der Merzbacher See leer läuft, was einmal im Jahr im Juli oder August passiert. Nach dem Abendessen gibt es noch ein kurzes Lagerfeuer. Die Essen auf dieser Tour haben übrigens überall gute Qualität. Die Nacht verläuft angenehm ruhig, auch die Porter lachen nicht mehr lang.


Die Wanderung zum nächsten Camp Glina bietet keine besonderen Schönheiten. Nur die Aussicht auf die Bergspitzen und Gletscher an den Talseiten ist hübsch. So einen Gletscherzufluss zu überwandern, ist allerdings schwierig und anstrengend. Bei einer Bachquerung müssen wir sogar die Schuhe wechseln. Das macht die ganze Gruppe unter Wassilys Anweisungen ohne Probleme. Um 15 Uhr können wir uns im Camp erholen. Nach dem Abendessen gibt es sogar ein Bier, wenn man mag - für 2,5-fachen Preis (500 Som), das geht ja noch.


Das Camp Polyana auf der Merzbacher Wiese liegt sehr hübsch über dem schotterbedeckten Gletscher. Die Wanderung dorthin ist leichter als am Vortag. Doch es setzt leichter Regen ein. Um 13 Uhr im Camp gibt es bald Mittag, danach wegen des Regens einigen Austausch im Gemeinschaftszelt. Erst nach dem Abendessen zeigt sich ein wenig Licht und dadurch schönere Atmosphäre.


Am folgenden Tag steht der Ausflug an den Merzbacher See auf dem Programm. Laut Alik geht man schon seit Jahren nicht mehr bis an den See, sondern nur auf Seracs, Gletscher-Eisberge, mit Blick auf den See. Hm. Bei Regen wird dies ausfallen. Immerhin hört der Regen mittags auf, und mit einiger Verzögerung geht es los. Der schwierige Weg quer über den Gletscher muss an einigen Stellen von Wassily geprüft werden. Die Formationen, an denen wir hier vorbei kommen, sind sehenswert. Nur blaues Eis ist nicht zu sehen, doch wenn Wasser auf dem Eis strömt, bilden sich schicke Formen. Leider setzt schon bald leichter Regen ein und wenig später beschließen Wassily und Alik, dass wir umkehren. Hm, unser Ansatz, das zu diskutieren, wird weder von den Guides noch von der Gruppe gern gesehen. Bei Ankunft im Camp regnet es stärker und über dem Gletscher ist Nebel, doch eine halbe Stunde später ist alles wieder klar und sogar sonnig. Schade! Den Merzbacher See hätten wir gern aus der Nähe gesehen. Von hier oben ist er nicht gut zu erkennen mit seinen schwimmenden oder auf dem Trockenen liegenden Eisbergen.


Als wir im nächsten Camp ankommen, ist die Aufregung immer noch groß. Kurz zuvor war der Hubschrauber so dicht über das Camp geflogen, dass einige Zelte zerstört wurden. Ein Porter zeigt uns einen Film auf seinem Smartphone. So ist hier ein wenig mehr Improvisation nötig, etwa die Kochstelle direkt im Gemeinschaftszelt. Der Weg hierher brauchte mit den Pausen fast 7 Stunden für etwa 12 km. Ein Gletscher auf unserer Talseite hat den Namen Chagallski bekommen, wirklich hübsch. Heute zeigt sich nach dem Abendessen ein Regenbogen.


Ins Diky Camp (3950 m) ist es nicht so weit. Bei einer Pause können wir eine mächtige Lawine auf der anderen Talseite beobachten. Um 14 Uhr kommen wir an und können nach kurzem Regen noch ein wenig über den Seitengletscher gehen, auf dem das Camp liegt. Den höchsten Berg von Kirgistan, den Pobeda, sieht man von hier sehr gut. An die Eisberge kann man nah herangehen. Auch die Farben der Moränen sind schick, nicht nur schottergrau. Vor dem Abendessen wird an die 7 Gipfelbesteiger das Material ausgegeben.


Auch für die Besteigung muss das Wetter stimmen. Es stimmt! Frühstück um 4 Uhr, Start um 5 Uhr mit Wassily und 3 weiteren Helfern. Das Tageslicht reicht nun schon. Über den Gletscher geht es zum Berghang des Pik Pesnya Abaya (4910 m). Ein steiles Eisstück wird mit Seilunterstützung bewältigt. Die Bachquerung ist so früh gut zu machen. Dann geht es in stetem Tempo sehr steil hinauf, Schritt für Schritt, von denen viele durch Wassily bewusst fest gesetzt werden, so dass alle möglichst wenig auf dem splitterigen Schotter rutschen. Um 10 Uhr erreichen wir die Schulter unter dem Gipfel. Wassily und die anderen Helfer sorgen mit Seilen für die sichere Passage zum Gipfel. Hier werden nun auch die Steigeisen benötigt. Es ist ein Gipfel mit toller Aussicht: der Khan Tengri, der Pobeda, alle Gletscherflüsse in den Tälern, auch auf dem zurückliegenden Weg. Fantastisch!


Der Abstieg ist über weite Strecke einfacher, weil wir im Schotter abfahren können. Nur am Bach ist es schwieriger und das steile Eisstück braucht wieder Seil. Dann setzen wir uns von der Gruppe ab und gehen auf der Moräne noch etwas ins Tal hinauf. Dort essen wir Picnic, ärgern uns aber bald über die eine Wolke über uns. Wir gehen noch etwas über den Gletscher, und Harald verletzt sich ein wenig dabei - es war eben schon ein langer Tag. Doch die Sonne beseitigt die Wolke, und so chillen wir noch in toller Umgebung, bevor es Abendessen im Camp gibt.


Der Weg zum Camp South Inyltschek, dem Base Camp zur Besteigung des Khan Tengri und des Pobeda ist wieder kurz aber abwechslungsreich. Wenn nur dünner Schotter auf dem Eis liegt, kann es rutschig werden. Die kurzen Passagen über Eis sind meist leicht, weil es rauh ist. Die Formen sind immer wieder aufregend. Mittagessen gibt es bereits im Camp, danach ist Freizeit. Ein Platz mit Blick in Richtung Khan Tengri ist unsere Wahl. Bei der Nutzung der Banja haben wir uns für später vormerken lassen. In dieser Kombination aus Sauna und Duschbad wird mit einem Gasofen viel Wasser erhitzt. Der Wasserdampf wärmt den Baderaum bis hin zur Sauna. Man zapft von dem heißen Wasser auch in eine Wanne, mischt mit kaltem Wasser zu angenehmer Temperatur und schüttet es sich mit Schöpfgefäßen über den Körper. Eine wohltuende Wärme hier in 4100 m Höhe auf dem Gletscher - und das Gefühl von Sauberkeit.


Am Abend fragt ein Campleiter danach, eine Kamera auszuleihen. Vergangene Woche ist eine Gruppe junger Bergsteiger nach der Besteigung des Pobeda beim Abstieg verschollen, vermutlich durch eine Lawine. Am kommenden Morgen möchte der Campleiter bei einem Flug mit dem Hubschrauber über der Gegend viele Fotos machen, um sie den Angehörigen zur Verfügung zu stellen. Wir stellen unsere Kamera zur Verfügung und erklären mit Aliks Hilfe kurz die wichtigen Funktionen für dieses Vorhaben. Nach dem Frühstück dauert es noch bis zum Hubschrauberflug, und unsere Gruppe muss für den Ausflug noch 15 min warten, damit wir die Kamera mitnehmen können. Heute gehen wir an einem nahen Berghang zu einer Gedenkstätten für gestorbene Bergsteiger. Hier wachsen ein paar besondere Pflanzen, ganz erstaunlich. Von hier oben auf 4160 m können wir einen kleinen See mit schöner Farbe sehen. Unsere weitere Wanderung über den Gletscher führt an hübschen Formationen vorbei, nur zu dem See schaffen wir es nicht.


Am Nachmittag ist wieder Freizeit, die wir nutzen, um uns ein nahe gelegenes Hubschrauberwrack anzuschauen. Seine Teile sind weit zerstreut. Doch auf dem Weg müssen wir zunächst über eine schon recht schmale Eisbrücke und wenig später eine Holzleiter nutzen um eine hohe Gletschertreppe zu überwinden. Andere aus unserer Gruppe kommen dazu, und wir gehen noch ein Stück weiter. Der Rückweg ist etwas einfacher, weil sie die Leiter besser aufgestellt haben.


Und am Donnerstag, 10 Tage nach dem Aufbruch in Karakol, fliegen wir mit dem ersten Hubschrauberflug zurück ins Karkara Camp. Die Sicht ist wieder erstaunlich gut. Wir sehen Wasser im Merzbacher See und viele Gebirgszüge in allen Richtungen mit ihren Gletschern oder grünen Tälern.

In Bosteri am Issyk Kul verabschieden wir uns von der Gruppe und Alik. Wir fahren direkt weiter nach Bishkek, haben köstliches Lagman unterwegs und bereiten uns im Hotel direkt auf unsere Vorhaben im Süden Kirgistans vor. Das Alay- und Pamir-Gebirge warten noch.

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Kommentare: 1
  • #1

    Mathias (Sonntag, 13 August 2023 16:36)

    Super Tagebuch!
    Das werde ich mir herunterladen und zu meinen Tourinfos hinzufügen.
    Danke!