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Südafrika - Wild Coast

Die Unterkunft ist wirklich nur eine Zwischenstation, am Morgen beginnen direkt Bauarbeiten, das Frühstück im Dining Room ist auch nicht genüsslich. Das ist tatsächlich erwähnenswert, weil so gut wie alle Unterkünfte in Südafrika sehr schön waren. In Qumbu tanken wir, durch Mthatha kommen wir, dann geht es von der N2 ab. Bis zur Küste sind es noch 75 km, deutlich mehr als eine Stunde. Die Schlaglöcher (potholes) auf dieser Strecke sind nicht so schlimm wie befürchtet, nur auf den letzten Kilometern häufen sie sich. Doch die Straße nach Coffee Bay ist wegen einer im März vom Starkregen weggespülten Brücke gesperrt. Es geht über eine alte Behelfsstrecke teils sehr steil in den Ort, unserer Mietwagen macht das alles mit. Unsere Unterkunft, die Coffee Bay Lodge, finden wir nicht auf Anhieb bzw nicht auf dem besten Weg, doch die Nachbarschaft hilft. Der Verwalter kommt schon bald nach unserer Ankunft, doch auf den Schlüssel müssen wir gemeinsam warten. Gute Gelegenheit, Klaus nach seinen Tipps für die Umgebung zu fragen. Für die Mehrtages-Wanderung an der Wild Coast müssen wir im Coffee Shack fragen, ok. Unser Haus ist extrem geräumig, und von hier aus gehen wir nach den Informationen aus dem Coffee Shack zuerst auf den Hügel am Meer zu einem schönen Aussichtspunkt, wo wir picnicken. Von hier aus sehen wir Walen beim Springen zu. Leider ist die Kamera mit dem Zoom nicht dabei.


Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass das Abendessen im Zac's nicht klappt und auch Lindy ist noch 2 Stunden ausgebucht, also bekommen wir im Coram Deo den Tipp für das White Clay, wo der Fisch aber nicht so super ist.


Nach gemütlichem Start parken wir am Hole in the Wall Resort und gehen über den Strand zunächst auf den Whale Hump, einen wirklich wie ein Walbuckel aussehenden grünen Hügel direkt am Meer. Auf dem Weg treffen wir ein Paar aus dem Western Cape mit Bitcoin Witsand auf dem T-Shirt. Von oben können wir deutlich weiter entfernt als gestern ein paar Wale beobachten. Hinunter und noch wenige Hundert Meter am Strand, dann sehen wir das Hole in the Wall. Es ist eigentlich ein Felsentunnel im Meer in Verlängerung einer Flussmündung. Die Sonne setzt sich noch nicht gegen die Wolken durch, auch nach etwas Wartezeit nicht. Wir gehen zu einer Felsenmeeresschlucht zwischen dem Whale Hump und dem Nachbarhügel. Schöne Brandung, dann auch mehr Sonne. Nochmal zum Hole, dann hinauf auf den Nachbarhügel. Hübsches Kraxeln aber immer noch wenige aktive Wale zu sehen.


Für unser Picnic gehen wir vom Resort aus über den Strand nach Norden, über einen kleinen Hügel. Dort mit Blick auf den nächsten Strand ist ein schöner Platz. Anschließend ist noch Zeit, ein wenig weiter nach Norden zu gehen, wo vor einiger Zeit eine größere Gruppe war. Am Übergang vom Strand auf den nächsten Hügel möchte ein junger Mann mit blauem Shirt uns seine Dienste anbieten. Wir wollen allein weiter gehen, nah am felsigen Ufer. Er kommt noch hinterher, fragt, ob wir nach Coffee Bay wollen (das wären noch 8 km). Nein, wir werden zurück gehen. Er dreht ab, und wir lassen uns auf den Uferfelsen nieder, genießen die Brandung. Das Baby Hole in the Wall sieht man aus dieser Richtung nicht, nur wo es ist.


Urplötzlich greift ein Unbekannter von hinten den kleinen Rucksack an Antjes Seite. Er ruft "Money". Wir rufen "No" und springen auf. Er ist mit einer langen schweren Holz- oder Eisenstange bewaffnet und schlägt damit Harald beidhändig an die linken Rippen. Das macht er sehr geschickt, also sicher nicht zum ersten Mal. Er ist schmal, vielleicht 1,75m groß, schwarz und nur mit einer Short und Schuhen bekleidet. Harald brüllt ihn an, verteidigt aktiv. Immer wenn er auf ihn zu geht, weicht dieser leichtfüßig und abgewandt über die Felsen zurück, damit er anschließend mit der langen Stange aus sicherer Entfernung erneut Schläge anbringen kann. Die meisten Treffer landen auf den linken Rippen, ein paar auf Haralds linker Hand oder Arm. Griffe nach dem Smartphone scheitern. Dann zielt er auch auf die Beine, zuerst Haralds rechtes Knie, und verpasst Antje einen starken Schlag übers linke Knie. Nun zückt Harald das Portemonnaie, was sein Gegner explizit forderte, reicht ihm etwa 1000 Rand (50 EUR), und tatsächlich dreht er sich um und läuft damit weg. Durchatmen mit immer noch Angst. Antje blutet stark am Bein, Harald spürt die Rippen und blutet am rechten Knie. So gehen wir aus dieser misslichen Position zurück zum Resort. In dieser Verfassung erscheint der Weg endlos.


Doch schon am ersten Haus, wo wir nach einem Doctor fragen, bekommen wir einen korrekten Hinweis auf die Clinic in der Nähe. Wir gehen weiter bis zum Resort, wo wir den Lifeguards Zeichen geben. Eine von ihnen kommt mit uns zum Auto und fährt mit zu der Clinic. Dort kümmert sich ein Pfleger um uns, der selbst eine Halskrause trägt und oft husten oder schniefen muss. Beim anfänglichen Papierkram geht Haralds Blutdruck in den Keller - alle paar Jahre passiert das mal bei medizinischen Aktivitäten. So startet die Behandlung mit ihm, der kurzen Betrachtung seiner Rippen und einem Verband fürs Knie, bevor Antje auch einen Verband für ihre Wunde und Schwellung bekommt. Tetanus-Spritze lehnen wir ab, nur Antje nimmt eine Schmerzmittel-Spritze. Dann sind wir versorgt und fahren kurz zum Resort, weil die Polizei noch immer nicht eingetroffen ist, obwohl wir die noch vom Tatort aus angerufen hatten. Hier war sie auch nicht. Auf der Heimfahrt nach Coffee Bay kommt sie uns entgegen, wir winken und sie fahren uns hinterher zu unserer Lodge, unserem Haus. Sie wollen nicht mit uns ins Haus kommen. Ein großer Frosch sitzt vor dem Eingang. Unser Nachtwächter entfernt ihn, dann können die ersten Formalitäten laufen, die Berichte. Für die Aufnahme der Ermittlungen zu Körperverletzung muss aber noch J88 (ein Formular) von einem Arzt ausgefüllt werden. Leon, ein Nachbar schaut kurz herein und sagt, wie erschüttert er ist und wie leid es allen in Coffee Bay tut. Nachdem der Polizist und die Polizistin gegangen sind, kommen noch Neil und seine Frau aus dem Coram Deo, einer Lodge in 2 min Entfernung. Mit ihnen reden wir dann noch über die Community und, wie wir J88 ausgefüllt bekommen - Dr. Iber. Belinda vom Coffee Shack hält uns telefonisch auf dem Laufenden uns lädt uns zum Frühstück ein. Eine Mitarbeiterin wird uns danach zum Arzt begleiten. Erschöpft sinken wir ins Bett. Aber ganz rund ist der Schlaf natürlich nicht.


Am Folgetag klappt alles prima mit all der Hilfe. Die ärztliche Betreuung, noch dazu auf Deutsch, verschafft uns auch ein gutes Gefühl, dass alles gut heilen wird. J88 kommt zur Polizei. Und bei Zac's essen wir guten Fisch (Cob). Dort unterhalten wir uns lange und sehr interessant mit dem Paar vom Western Cape von gestern. Sie hatte gestern Mittag eine Panikattacke wegen schlechtem Sicherheitsgefühl, uih! Aber wenig später bestaunen wir Ideen rund um Bitcoin - wie verändert echt dezentrales Geld die Welt? Wir verbringen noch ein Weilchen am Coffee Bay Strand. Und zum Abschluss haben wir ein sehr leckeres Abendessen im Coram Deo.


So viel Zuwendung und Unterstützung helfen uns, dieses böse Erlebnis hinter uns zu lassen und unsere Reise fast wie gewohnt fortzusetzen. Die geplante Wanderung von Coffee Bay nach Port St. Johns fällt natürlich aus. Der Guide bekommt seine Aufwände erstattet, aber den Rest des Preises erhalten wir zurück.


Nach einem schönen Frühstück an unserem Haus nehmen wir Abschied von Coffee Bay, fahren wieder erfolgreich die steile Umleitung aus dem Ort und sind nach 3 Stunden in Chintsa, kurz vor East London, in der Buccaneers Lodge in unserem hübschen Bungalow. Der Strand ist nah, also schauen wir mal hin. Natürlich gehen wir vorsichtig und langsam, aber die Bewegung tut gut. Am Strand an der Mündung des Flusses Cintsa empfängt uns starker Wind. Der Sand bläst uns von den Dünen immer wieder ins Gesicht. Wilde Küste, ja. Für unser Picnic verziehen wir uns hinter eine große Düne in den Windschatten. Dennoch landen Sandkörner zwischen den Zähnen.


Am Morgen frühstücken wir gemütlich am Bungalow, gehen am Strand noch ein paar Hundert Meter nach Norden - nein, ohne schlechtes Gefühl, ein Trauma ist wohl nicht entstanden. Der Wind bläst auch jetzt schon; so wird der Spaziergang nicht lang. Nun fahren wir auf der Gardenroute weiter.

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