· 

Oman - Hajar Gebirge 1

Es ist Heiligabend, und wir warten nach unserem Nachtflug mit der Ethiopian Airline - eine Stunde planmäßige Umsteigezeit in Addis Ababa reichte tatsächlich aus - von 5 bis halb 6 Uhr auf unseren Mietwagen. Geld und SIM Karten haben wir schon. Im 4WD Renault Koleos trinken wir einen ungemütlichen Kaffee und Tee, dann lassen wir uns von Christopher von Nomad-Tours viele Tipps geben und erwerben Bier bei ihm, kaufen Stühle und viele Lebensmittel ein, und buchen noch in Ruwi die Fähre in einer Woche nach Musandam. Nizwa ist unser erstes Ziel. Nach über 9 Wochen und 12000 km Linksverkehr ist wieder die Konzentration zur Umstellung auf den gewohnten Rechtsverkehr nötig - Blinker und Scheibenwischer und die Kreisverkehre.


In Nizwa gehen wir von unserer Unterkunft durch die Gassen und die Souks, alles recht hübsch, aber auch übersichtlich. Wir essen in einem Garten-Restaurant gegrillte Spieße mit Brot, Auberginenjoghurt und Salat, dazu alkoholfreies Bier. Über WhatsApp telefonieren ist über Mobilnetz und WLAN nicht möglich, daher laufen die Weihnachtsgrüße als Audionachrichten.


In den Bergen des Hajar Gebirges steuern wir als erstes das Gebiet des Jebel Shams an. Hier gehen wir vom Örtchen Al Khitaym auf den Balkony Walk. Die Straße ist nur auf wenigen km Schotter und ohne Probleme zu befahren. Einige andere Wanderer parken hier, allein werden wir heute nicht sein. Der Weg führt zu Beginn von der Ebene an der Abbruchkante ein Stück hinunter und anschließend die Höhe haltend an der steilen linken Seite der Schlucht des Wadi Ghul. Mit dieser Aussicht finden wir nach kurzer Zeit einen guten Picnicplatz für unser Frühstück. Etwas später kommen wir an einem Autowrack vorbei, das offenbar noch nicht lang hier liegt - aber wie ist es hier abgestürzt?


Ziel des Balkony Walk ist ein verlassenen Dorf - nunja, ein paar Ziegen leben hier. Von hier aus geht es noch weiter hoch zum Pool unter dem derzeit trockenen Wasserfall. Hier sind wir gut 15 min allein und genießen diese tolle Szenerie an dem Talschluss der Schlucht. 


Wir schauen uns noch den Klettersteig an, der etwas weiter rechts die steilen Wände hoch auf die Ebene führt. Wir gehen aber nur ein paar Meter hoch. Der Klettersteig ist gut gepflegt, die Passage sieht einfach aus, doch wir haben keine Sicherung und der Ausstieg ist weit von unserem Auto entfernt. Ein Problem bei vielen der Wandermöglichkeiten in diesem Land. Unser Mittagspicnic machen wir hier, wo uns niemand stört.


Auf dem Rückweg auf dem Balkony Walk kommen immer noch viele Leute entgegen. Die Ausblicke in dieser Richtung sind wieder fantastisch. Mit dem Auto fahren wir auf der Straße ein wenig zurück und wählen dann einen Aussichtspunkt als Zeltplatz. Leider sind wir am Rand nicht vor den störenden Besuchern geschützt. Nunja, im Dunkeln sind wir allein, gehen allerdings auch früh ins Zelt und bewundern nicht länger den Vollmond, weil es hier kühl wird.


Am Morgen frühstücken wir gelassen, obwohl zunächst Besucher und dann der Bagger auf einer nicht weit entfernten Baustelle stören. Eine Ziege springt unbeobachtet ins Auto und frisst offenbar zwei Bananen, an die sie herankommt.


Wir fahren zurück hinunter in den Wadi Ghul. Die Schotterstraße ist schmal und an zwei Stellen mit fließendem Wasser überzogen, aber kein Problem beim Befahren. Unterwegs genießen wir schon die Atmosphäre der hohen Wände links und rechts, halten aber auch Ausschau nach möglichen Zeltplätzen. Am Ende der Straße in Nakhr ist ein kleiner Parkplatz. Von dort gehen wir sofort los weiter in die Schlucht hinein. Der Weg ist gut markiert, auch an der Stelle, wo wir links in die Seitenschlucht abbiegen müssen. Nun kommen weitere Abschnitte mit einfachem Kraxeln, teilweise mit Eisentritten und -ketten, auf schicken Felsblöcken. Bald gehen wir auf dem unteren Weg an einen größeren Pool heran. Im Hintergrund ist der imposante Talschluss zu sehen, zu dem wir gestern auf dem Balkony Walk gegangen sind. Hier unten beeindruckt die Schlucht nochmal auf andere Weise. Ob der obere Weg wirklich weiter führt? Wenn, dann deutlich weiter oben.


Wir kehren zum Auto zurück und fahren durch den Wadi Ghul hinab. Der favorisierte Zeltplatz ist schon besetzt. Doch wenig später finden wir einen sehr guten Platz, bei dem uns sogar eine Quelle mit frischem Wasser versorgt. Nur beim Zeltaufbau müssen wir auf die Heringe verzichten; die sind offenbar oben am Jebel Shams liegen geblieben. Nach dem Sonnenuntergang scheint der Mond in diese fantastische Szenerie; alles ist zu erkennen und bekommt einen unvergesslichen Schein.


Am Morgen ziehen zwei Ziegenherden an unserem Zeltplatz vorbei und trinken natürlich auch an der Quelle. Die Fahrt auf den Jebel Shams lohnt sich. Antje entdeckt die dunkelgraue Packung mit den Heringen sofort - Puh! In Al Hamra tanken wir und kaufen aufgrund des mangelnden Angebots nur sehr wenig ein. Die Straße von hier in die Berge ist gut ausgebaut. Erst nach dem Wanderparkplatz am Jebel Hat wird sie schmal, schotterig und abenteuerlich steil. Sie führt in Serpentinen den Berg hinab über Hat in Richtung Balad Sayd. 


Wir halten am Snake Canyon und gehen hinein. Doch weit kommen wir nicht auf dieser Canyoning Strecke; schon bald verhindert ein tiefer Pool das Weitergehen, Schade! Wir fahren weiter hoch und wieder abwärts in den Wadi. Hier ist ein Seitenarm des Snake Canyon, wir nennen ihn nun Left Snake Canyon. Zunächst fahren wir weiter, wieder hoch und oberhalb des Snake Canyons abwärts, doch weitere Zugänge oder Aussichtspunkte sind hier nicht. Also parken wir unten am Left Snake Canyon, beschließen auch, dort zu zelten, und gehen dann hinein in diesen schmalen Schluchtarm. Hier kommen wir immerhin knapp 30 min weiter. Eine hohe Felsstufe fordert Mut, denn runter kommt man immer. Der aufgestellte Ast hilft dabei nicht, sondern kippt weg. Doch hoch geht auch, wir probieren es direkt. An dem Pool ein paar Minuten später kommen wir nicht vorbei, setzen uns ein Weilchen mit schönem Ausblick auf das Wasser zwischen den hohen Wänden.


Am Zeltplatz setzen wir uns auf unsere Stühle mit Blick in die Schlucht. Leider hört man jedes Fahrzeug sehr lang auf der Straße, die sich links und rechts oberhalb der Schlucht hochwindet. Selbst im Dunkeln fahren noch einige.


Wir stehen früh auf und fahren nach dem Frühstück nach Balad Sayd. Wir parken an der Schule und wandern auf dem W8b leicht bergauf nach Hat. Balad Sayd protzt mit seinen Palmen entlang des Bachlaufs; wirklich hübsch. Von Hat aus geht es in einem Wadi hoch, steiler und steiniger. Dann geht es dicht an den Felsen hoch und weiter an die steile Wand heran. Toller Weg, tolle Berglandschaft. Die zahlreichen Höhenmeter werden ständig belohnt, der Weg schlängelt und bahnt sich tatsächlich auf die Ebene. Hier machen wir mit Ausblick von der Abbruchkante eine Picnicpause. Der W10 geht nach links zum Wanderparkplatz am Jebel Hat. Wir gehen nach rechts zum W9. Nun ist die Landschaft karstig, der Weg führt abwärts in Richtung Misfat Al Abryeen. Weiter unten gibt es wieder eine Schlucht, aber so viel Zeit und Anstrengung wollen wir nicht aufbringen. Wir gehen die Karststrecke wieder hinauf und zum Wanderweg W8.


Auf 2075 m Höhe steigt der Weg. Von hier ist es wieder ein weiter Ausblick auf die Berge, getrübt durch den Staub in der Luft. Nun geht es steil am Abbruch hinunter. Der Weg ist für Esel geeignet und gut gepflegt, teilweise mit Felstreppen. Wie auf dem Weg bei Hat geht es an Felsen entlang und immer weiter hinunter. In der Nähe von Balad Sayd gelangen wir auf eine kleine Straße und darauf in den Ort zur Schule. Hier sitzt ein Vater mit seiner Tochter, unterhält sich interessiert mit uns und bietet uns Omani Kaffee an, der Antje hervorragend schmeckt, dazu Datteln; ein Restaurant gibt es leider nicht. Also fahren wir zum Zeltplatz der letzten Nacht zurück und kochen unser Abendessen.


Das Frühstück am Left Snake Canyon genießen wir ganz gemütlich, fahren dann ein paar km bis zum Little Snake Canyon. Von der Straße geht es nach links hinein, leichtes Kraxeln nur an wenigen Stellen. Auch dieser Canyon ist schön, hat schicke hohe Wände und große Felsen im Flussbett liegen. Hinter dem ersten größeren Tümpel, den man leicht umgehen kann, knickt der Canyon ab und wird für ein gutes Stück breiter. Hier scheint Sonne herein, hier baden wir. In der Ferne hören wir ab und zu Familienstimmen, doch hier bleiben wir allein. Als wir aufbrechen, um noch weiter in den Canyon zu gehen, kommt uns die Familie entgegen. Wir gehen in den schmalen Bereich des Canyons, wo er wieder übermächtig wird. Weit kommen wir nicht, dann stehen wir an einem langen tiefen See. Wir legen ab und schwimmen durch bis zum anderen Ufer, das man vom Start aus noch längst nicht sieht. Leider natürlich ohne Fotos auf der Strecke oder auf der anderen Seite, wo wieder breites Flussbett folgt. Dort können wir uns in der Sonne trocknen und wärmen - vorübergehend; das Wasser ist angenehm frisch. So auch auf dem Rückweg (oder wie heißt es beim Schwimmen?).


Wir gehen weiter zum Auto und von dort mit den Picnicsachen in den ersten Schatten, so dass wir neben uns solar laden können. Anschließend packen wir Haralds Rucksack für die Nacht, während eine 4er Gruppe sich wanderfertig macht. Wir überqueren zügig den Fels am ersten Tümpel und bleiben dahinter doch bis zum Morgen allein. Wir bauen das Zelt auf, kochen und chillen. Nur die aktiven Mäuse stören hier, ein paar Ziegen kommen nicht so nah. Im Zelt haben wir eine schöne ruhige Nacht. Erst nach unserem Aufbruch nach dem Frühstück kommen uns 2 Leute entgegen; Timing.


Die Fahrt aus dem Tal heraus nach Al Rustaq ist nicht weit. In Al Hazm besichtigen wir das Fort mit einem guten Audioguide. Die verschiedenen Aspekte sind gut zu sehen und gut erläutert: Kochen, Wasser, der Zugangsschutz, die Waffen, das Gefängnis und die Räume der Herrscherfamilie, geschlechtlich getrennt. Die Fahrt zu einem Picnicplatz führt uns zum Wadi Hoquain. Uns erscheint die Wanderung nicht super schön, wir steuern nur den Wasserfall an. Hier sind kleine Wege durch Felder, dann stehen wir oberhalb eines türkisen Beckens am Wasserfall. Sehr schön, wenn da nicht der Müll und Schutt wäre. Wir positionieren die Stühle so, dass wir nur schönen Anblick haben und noch dazu Schatten - ein feines Picnic nach unserem frischen Einkauf.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0